Gastgeber der Fußball-WM gegen Trump: Bereit für den Konflikt
Einige Gastgeberstädte der Fußball-WM 2026 wappnen sich, um die von US-Präsident Donald Trump angedrohten Spielverlegungen zu verhindern.
In etwas mehr als einem halben Jahr beginnt mit der Fußball-Weltmeisterschaft eines der größten Sportereignisse der Welt – ausgerechnet in einem Land, das sich vom „Leader of the Free World“ mittlerweile hin zu einer Autokratie entwickelt. Dessen ungeachtet umschmeichelt Gianni Infantino, der Präsident des Fußball-Weltverbands (Fifa), den US-Präsidenten Donald Trump und wird zugleich von ihm umschmeichelt. Der „König des Fußballs“ (Zitat Donald Trump) hofft auf neue Rekordeinnahmen in Höhe von mehr als drei Milliarden Euro – durch Sponsoren- und Fernsehgelder.
Von den insgesamt 104 Spielen werden 78 in den USA stattfinden, dafür hat die Fifa vor Jahren schon Verträge mit elf Austragungsorten abgeschlossen. Darunter sind acht demokratisch geführte Städte, die dem US-Präsidenten schon seit Längerem ein Dorn im Auge sind: In San Francisco, Seattle, Atlanta, New York, Houston, Philadelphia, Boston und Kansas City haben Demokraten das Sagen, die Trump als „linksradikale Verrückte“ bezeichnet. Seine Regierung hatte im August eben solche Stadtverwaltungen ins Visier genommen, weil diese laut seiner Wahrnehmung verhindert hätten, die Einwanderungsgesetze umzusetzen.
Deswegen überrascht die kürzliche Ankündigung von Trump nicht, dass sogar eine Verlegung von Spielen bei einer entsprechenden Sicherheitslage erforderlich sein könnte – auch weil es in Seattle und San Francisco zu Protesten gegen die Entsendung von US-Truppen gegeben hatte. Eigenständig könnte Trump die Spiele allerdings ohnehin nicht verlegen. Er wäre dafür auf die Fifa angewiesen.
Trumps Ziel ist klar: Die politische Opposition, und damit auch die demokratischen Gouverneure und Bürgermeister, sollen eingeschüchtert werden. Aber ganz so einfach, wie sich das Trump wohl vorstellt, wird es nicht gehen.
Reaktion aus Seattle
In Seattle, wo sechs Spiele stattfinden sollen, bereiten sich der demokratische Bürgermeister Bruce Harrell und seine Stadtverwaltung schon auf alle Eventualitäten vor. Die Stadtverwaltung unternehme alles, um die WM-Spiele zu einem sicheren Ereignis zu machen, teilte eine Sprecherin der taz mit.
Harrell hatte jüngst Dekrete unterschrieben, in denen aufgeführt ist, wie sich die lokale Polizei verhalten soll, wenn Trump US-Truppen nach Seattle schickt. Auch für die Aktionen der US-Einwanderungsbehörde ICE (Immigration and Customs Enforcement) gibt es Planungen. Die Sprecherin erklärte: „Der Einsatz von Bundestruppen würde nur Angst, Misstrauen und Verwirrung schaffen und damit die Fortschritte untergraben, die wir bei der öffentlichen Sicherheit erzielen.“ Dafür brauche es „keine Maßnahmen, deren Grundlage Angst und Spaltung sind“.
Die militärische Besetzung von amerikanischen Städten verdeutliche, so Harrell kürzlich, dass Trump „keinen Respekt vor dem Gesetz“ habe. Er machte deutlich: „Wir sind bereit für den Kampf vor dem Gericht.“ Klare Botschaften eines Bürgermeisters, gerichtet an das Staatsoberhaupt.
Viele Amerikaner könnte es hoffnungsfroh stimmen, dass sich einige Bürgermeister*innen der demokratischen Partei offen gegen Trumps menschenverachtende Asylpolitik stellen. Mit Zohran Mamdani tritt bald ein Immigrant das Bürgermeisteramt in New York an: Eine Stadt, „gebaut, mit Leben erfüllt und ab sofort geführt von einem Immigranten“, wie Mamdani am Abend des Wahlsiegs verkündete. Vielleicht werden bei der Übertragung des WM-Finales von den Fernsehkameras mindestens genauso viele Bilder des 34-jährigen Arsenal-Fans eingeblendet.
Das Thema öffentliche Sicherheit überlagert bereits jetzt alle Diskussionen rund um die WM und wenn Trumps Regierung alle liberalen Städte unter Kontrolle haben will, wird der Ausblick auf die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles fast noch düsterer. Die vergangenen Weltmeisterschaften in Russland (2018) und Katar (2022) sind als Turniere in Schurkenstaaten in die Geschichte eingegangen und momentan erscheint es nicht so, als würde die WM in den USA in einem anderen Licht stehen.
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