piwik no script img

GanztagesschulenUngerechte Bildungsbehörde

Landesrechnungshof kritisiert eine ungerechte und intransparente Ausstattung: 2010 rügte er die Lehrerausstattung, heute die Zuteilung von BetreuerInnen.

Einige Ganztagsschulen sind chancengleicher als andere. Bild: dpa

Harte Worte findet der Bremer Rechnungshof in seinem aktuellen Bericht für die Bildungsbehörde: Bei der Ausstattung der Ganztagsschulen verfahre das Ressort nicht gerecht und nicht transparent. Konkret: Die Ausstattung der Schulen mit Geld für die Betreuungskräfte ist höchst unterschiedlich. Bei den Grundschulen reicht die Spanne von 13.000 Euro im Jahr pro Klassenverband an der Borchshöhe bis zu 28.000 Euro an der Schule „Auf den Heuen“.

Nach den von der Bildungsbehörde selbst formulierten Zuweisungskriterien sollten die Ganztags-Grundschulen aber gleich behandelt werden. Nun hat sich der Rechnungshof die Frage gestellt, ob vielleicht unterschiedliche „Sozialindikatoren“ die unterschiedliche Behandlung begründen könnten, ohne dass die Behörde damit argumentiert. Ergebnis: Auch Schulen mit einem ähnlichen Sozialindikator erhalten „deutlich voneinander abweichende Mittelausstattungen“. Einzelne Schulen mit niedrigem Sozialindikator haben deutlich mehr Geld zur Verfügung als andere Grundschulen mit höherem Sozialindikator.

Bei den Ganztagsschulen der Sekundarstufe I ergab sich ein ähnliches Bild. Das Bildungsressort versuchte zunächst zu widersprechen und behauptete, nach eigenen Berechnungen ergebe sich annähernd eine Gleichbehandlung. Man müsse Früh-, Spät- und Ferienbetreuung als zusätzliche Leistungen betrachten. Eben das sei aber das Problem, meint der Rechnungshof dazu: Warum bekommen einzelne Schulen Geld für solche besonderen Angebote, andere nicht? Entscheidend seien die effektiv geleisteten Zahlungen. „Das Ressort konnte nicht erklären, wie es zu der Ungleichbehandlung kommt“, so fasste gestern die Präsidentin des Rechnungshofes, Bettina Sokol, ihre Kommunikation mit der Bildungsbehörde zusammen. Und forderte das Bildungsressort auf, „seine bisherige intransparente Zuweisungspraxis zu überprüfen und zu ändern sowie einer nicht vertretbaren ungleichen Ressourcenausstattung entgegenzuwirken.“

Der Tonfall zwischen Bildungsbehörde und Rechnungshof ist möglicherweise auch deswegen besonders scharf, weil es im Jahre 2010 eine Überprüfung der Gerechtigkeit bei der Lehrerausstattung gab. Ergebnis damals: Die Regelausstattung sei „sehr unterschiedlich“. Der Rechnungshof hatte seinerzeit ein „transparentes Zuweisungsverfahren“ für die Lehrerstunden eingefordert. „Das Bildungsressort hatte erklärt, es arbeite daran“, heißt es in dem neuen Rechnungshofbericht. „Das Verfahren für die Zuweisung mit Lehrerwochenstunden ist aber nach wie vor nicht grundlegend geändert worden.“

Auch der Rechnungsprüfungsausschuss, also das parlamentarische Gremium, das die Arbeit des Rechnungshofes begleitet und auswertet, hatte im Jahre 2010 das Bildungsressort aufgefordert, bis zum Oktober 2011 über das Ergebnis seiner internen Reform zu berichten. „Auch den neuen Termin für die Vorlage des Berichtes zum September 2012 ließ es (das Bildungsressort, d. Red) ungenutzt verstreichen“, heißt es in dem neuen Rechnungshofbericht.

„Die Zuweisungsrichtlinie ist in Arbeit“, erklärte gestern die Sprecherin der Bildungssenatorin zu der Kritik.

In dem 160 Seiten starken Bericht geht es insgesamt um 18 Themen. Unter anderem kritisiert der Rechnungshof die hohe Fehlerquote bei der Bearbeitung der Arbeitnehmer-Steuererklärungen. Um den Bearbeitungsrückstand aufzuholen, hatte das Finanzamt klammheimlich eine „grüne Woche“ eingelegt – das heißt, viele Steuererklärungen in einem kurzen Zeitraum schlicht durchgewunken.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • OV
    Olav van Gerven

    Ach, wenn das alles wäre?

     

    Welche Bildungspolitiker nimmt in Bremen die Verfassung ernst? Besonders Artikel 27?

     

    Welche Bildungspolitiker traut sich die Behörde einmal klar zu sagen, dass sie sich nicht hinter mangelnde Mittel verstecken dürfen, wenn es darum geht die nach SGB ein Kind zustehende Assistenz zu finanzieren?

     

    Welche...

     

    Ach, die Antwort ist in alle Fälle gleich: KEINER