■ Gesundheit! : Ganz logisch. Ganz privat
betr.: „Der Mittelstand wird geprügelt und die Kaufkraft geschwächt“ (Die Schweiz hat jahrelange Erfahrung mit einem Kopfpauschalen-Modell: Gerechtigkeit hat es allerdings im zweitteuersten Gesundheitssystem der Welt nicht geschaffen), taz vom 16. 7. 04
Tausend Dank an Ulrike Winkelmann für ihren informativen Bericht zum unsozialen Kopfpauschalen-Modell in der Schweiz. Es ist zu hoffen, dass diese Wahrheit in die unsägliche deutsche Reformdiskussion fließt.
Innerhalb von zwei Jahren, von 2002 bis 2004, ist meine Grundversicherungsprämie um gut 30 Prozent gestiegen, von 138 auf 180 Euro, was de facto eine Lohnsenkung bedeutet. Das liegt auch daran, dass ich HMO-versichert bin (immer erst zur Hausärztin, dann zur Fachärztin) und diese HMO-Modelle sich als gar nicht so Kosten sparend erwiesen haben wie immer gedacht. Zudem wohne ich in Basel-Stadt, einem A-Kanton (viele Arme, Alte, Arbeitslose, Ärzte, AusländerInnen), was nochmals höhere Prämien heißt. Die Grundversicherung umfasst eher weniger Leistungen als in Deutschland. Zahnärztliche Leistungen werden gar nicht bezahlt. Ich habe darum einen „allgemeinen Zusatz“ abgeschlossen. Damit darf ich dann auch in ein außerkantonales Spital gehen und ein etwaiger Rettungswagentransport wird zu 100 Prozent, nicht nur zu 50 Prozent, bezahlt. Weil dies schon eine private Versicherung ist, werden Leistungen bei bestehenden Vorerkrankungen ausgeschlossen. Ganz logisch. Ganz privat. Ich verstehe nicht, wie sich Kopfpauschalen-BefürworterInnen noch sozialdemokratisch nennen (dürfen), wenn sie sich so vom Gedanken der Solidarität verabschieden.
GESINE FUCHS, Basel, Schweiz