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Galloways notschlachten, Geflügel essen

BSE: Auch Hamburg wird ab nächste Woche britische Rinder töten  ■ Von Armin Struve und Jörg Walser

Auch Hamburg bleibt von der neuesten Entwicklung im BSE-Skandal nicht verschont: In der Hansestadt werden mindestens 21 Rinder getötet, die aus Großbritannien importiert wurden. In Schleswig-Holstein werden vermutlich schon in der nächsten Woche 326 Tiere der Giftspritze zum Opfer fallen müssen.

„Im Interesse des vorbeugenden Verbraucherschutzes ist es leider unumgänglich, auch in Hamburg verschärfte Maßnahmen zu ergreifen“, erklärte gestern Gesundheitssenatorin Helgrit Fischer-Menzel (SPD). Es müsse „alles getan werden, daß die Tierseuche, die vielleicht auch auf den Menschen übertragbar ist, sich nicht weiter ausbreiten kann“.

Bei den in Hamburg betroffenen Rindern handelt es sich überwiegend um Galloways, Scottish Highlands, Dexter und Luings. Die von Hobbyzüchtern gehaltenen Tiere seien vor 1990 nach Deutschland importiert worden, vermeldete die Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS) das Ergebnis ihrer Viehbestandsaufnahme. Bis die Rinder zu Tiermehl verarbeitet und anschließend verbrannt werden, wird es aber noch ein paar Tage dauern: Vor den Notschlachtungen müssen die Veterinärmediziner die für nächste Woche erwartete Eilverordnung des Bonner Landwirtschaftsministeriums abwarten. Die Körper der Hamburger Rinder sollen in Tierkörperbeseitigungsanstalten in Niedersachsen entsorgt werden.

Der Sprecher des Landwirtschaftsministeriums Schleswig-Holstein, Bartelt Brouer, vermutet, die BSE-Diskussion werde sich vor allem auf die Erzeugerpreise für Rindfleisch auswirken. Eine drastische Senkung der Verbraucherpreise sei jedoch nicht zu erwarten.

Nach Angaben der Fleischerinnung Hamburg hat der jüngste BSE-Fall bei Galloway-Rindern bisher noch zu keiner Käuferzurückhaltung bei Rindfleisch geführt. „Die Fleischereifachgeschäfte müssen jetzt allerdings mehr Überzeugungsarbeit leisten und detaillierter die Herkunft des Rindfleisches nennen“, sagte der Geschäftsführer Jürgen Hönemann. Sein Verband rechne mit keinen größeren Umsatzeinbußen.

Rudolf Lindner, Bio-Schlachter in Groß Borstel, rechnet mit der Vergeßlichkeit der Kunden. Vermutlich würden viele Käufer „kurzfristig, aber nicht auf Dauer“ auf Geflügel umsteigen, „der grausamen Massentierhaltung zum Trotz“. Verbraucher, die trotz der neuesten Entwicklung nicht auf ihr Rumpsteak verzichten wollen, sollten beim Kauf darauf achten, daß der Händler sein Fleisch von geprüften Züchtern bezieht, die ihre Qualität durch Siegel (z.B. Demeter) beweisen können. Diese Tiere werden nicht mit tierischen Produkten gefüttert, und es gelangt nur Fleisch von Tieren in den Handel, die schon seit mindestens fünf Generationen so gehalten werden.

Eine Liste entsprechender Schlachtereien und Bio-Läden gibt es bei der Verbraucherzentrale Hamburg,

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