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Gallegrüne Gedichte

■ „Poesie in der Stadt“: Erbauliches auf Hamburger Screens und Plakaten

„Warum dichtet einer?“, fragt Robert Gernhardt. „Weil er Gedichte gelesen hat. Warum liest einer Gedichte?“ Genau, weil sie, wie schon 1999, bis Mitte August auf 400 Hamburger Screens und Plakatwänden prangen. „Poesie in der Stadt“ lautet das Motto der Aktion der deutschen Literaturhäuser, die diesmal in Hamburg, Köln, Frankfurt, München und Berlin Gedichte europäischer Dichter des 20. Jahrhunderts abdrucken.

Von Hans-Magnus Enzensberger und Durs Grünbein bis zu Ossip Mandelstam und Oskar Pastior reicht das Spektrum der Texte auf gallegrünen Plakaten, die gut sichtbar Sponsorennamen tragen. „Wir wollen mit dem Mittel der Plakatwerbung Gedichte zugänglich machen“ sagt die Hamburger Literaturhaus-Leiterin Ursula Keller. „Was im Leser vorgeht, können wir natürlich nicht feststellen“, fabuliert ihr Kölner Kollege Thomas Böhm.

Doch genau dies ist die bewegende Frage: Warum die Wände mit Literatur zupflastern, wenn die Mehrheit angeblich Poesie nicht mag? Soll da jemand missioniert werden? Vielleicht aber gehen hier Werbung und Dichtung eine Symbiose ein, von der beide Partner profitieren, ohne dass man nachweisen könnte, wer Subjekt und wer Objekt dieser denkwürdigen Beziehung ist. ps

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