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Galgenfrist für Flüchtlinge

■ Zwangsrückführung statt ab heute in den nächsten Monaten

Das Land Berlin wird heute noch nicht mit der angekündigten Zwangsrückführung bosnischer Kriegsflüchtlinge beginnen, sagte gestern der Sprecher der Innenverwaltung, Thomas Raabe. Berlin hoffe immer noch auf die freiwillige Rückkehr der betroffenen Flüchtlinge. Die ersten Flüchtlinge würden im Verlauf der nächsten Monate nach Bosnien zurückgeschickt, so Raabe.

Innensenator Jörg Schönbohm (CDU) hatte noch vor wenigen Tagen erklärt, daß er keine Alternative zur zwangsweisen Rückführung sehe. Derzeit leben in Berlin 29.000 bosnische Kriegsflüchtlinge.

Nach Auskunft des einzigen Anbieters eines Flugs von Berlin nach Sarajevo, Avio Express Airlines, werden am kommenden Samstag definitiv keine Flüchtlinge in der Maschine sitzen. Die Linie fliegt bis zum 26. Oktober immer samstags in die bosnische Hauptstadt.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker übte unterdessen scharfe Kritik an der Berliner Linie. „Die Abschiebung bosnischer Flüchtlinge in den harten Winter durch den Senat ist eine unmenschliche Entscheidung“, sagte gestern der Bundesvorsitzende der Menschenrechtsorganisation, Tilman Zülch, in Göttingen. Er appellierte an die SPD, innerhalb der Großen Koalition „Rückgrat“ zu zeigen. dpa

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