Galerie Wedding: Willkommen im Bürgerbüro
Manchmal kommen Passanten herein und denken, sie seien tatsächlich im Bürgeramt. Andere fotografieren sich vor dem kitschig-bunten Christbaum, surfen am Computer im Internet oder trinken einen Beuteltee. Sol Calero hat die Galerie Wedding in das verwandelt, was sie einmal war: ein Verwaltungsbüro. In ein spezielles jedoch: In ihrem „Oficina del Ciudadano“ kombiniert Calero herrlich scheußliche Möbel aus den 80er Jahren mit karibischer Weihnachtsdekoration, an die Wände hat sie tropische Früchte gemalt. Es ist nicht das erste Mal, dass Calero Kunstorte in soziale Räume verwandelt, zuvor waren das Salsaschulen oder Friseursalons, und durchaus klischeehaft mit ästhetischen Codes lateinamerikanischer Willkommenskultur spielt. Fremdes wirkt auf einmal vertraut, Vertrautes fremd. Ihr „Oficina del Ciudadano“ bricht die bürokratische Kälte von Verwaltungsapparaten auf, setzt ihr radikale Gastlichkeit, Unbeschwertheit und die Komplexität sozialen Zusammenlebens entgegen. BS
Bis 16. 1., Di–Sa 12-18 Uhr, Sonderöffnungszeiten: auch am 29. + 30. 12., 12–18 Uhr geöffnet, Müllerstr. 146–147
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen