GEHT’S NOCH? : Shutdown für alle!
WIE OFT WILL MAN IN DEN USA DIE BANKROTT-FARCE NOCH AUFFÜHREN?
Schmutzige Teller, Tassen und Töpfe stapeln sich in der Spüle, aber die Freundin, diese heimische Ein-Personen-Tea-Party, will einfach nicht mithelfen beim Abwasch? Na dann, tut mir leid, Shutdown, diese Küche stellt ihre hoheitlichen Aufgaben nun ein.
Das mag jetzt albern sein, aber das bizarre Theater in den USA war um nichts seriöser. Dann können eben mal Hunderttausende vom Staat finanzierte Menschen sehen, wo sie ihre Kohle herbekommen, während ebenso viele Touristen, die ihrerseits ihren Haushalt nicht ganz unerheblich belastet haben, um das Land zu besuchen, am Ziel ihrer Reise plötzlich vor verschlossenen Toren stehen und den Grand Canyon im Imax-Theater anschauen müssen. Schätzungsweise 24 Milliarden Dollar hat das Spektakel gekostet, das am Ende nun was genau gebracht hat? Genau.
Um es mal auf das hiesige Aufreger-Thema der Woche umzubrechen: Für das Geld hätte man 600 Bischofsresidenzen bauen können, und dann wäre für einen anschließenden Flug nach Canossa immer noch ein Erste-Klasse-Ticket drin gewesen. Man sollte sich angesichts der ideologischen Parallelen der Staatsverächter von Alternative für Deutschland und der marktradikalen Teile der FDP-Ruine mit der amerikanischen Tea-Party-Bewegung gut merken, was solche Typen das Gemeinwohl kümmert. Zwar gilt es inzwischen als unschicklich, die Systemfrage zu stellen.
Aber wenn es, wie zwischenzeitlich von Ökonomen ernsthaft diskutiert, offenbar eine reale Möglichkeit ist, dass entweder alles zusammenbricht oder der US-Präsident einsam entscheidet, eine 1-Billion-Dollar-Münze prägen zu lassen, um sie als Pfand bei seiner Bank zu hinterlegen und anschließend wieder frisches Geld zu bekommen – wenn das unsere so alternativlose globale Marktwirtschaft ist, dann sollte man vielleicht mal über einen Shutdown für alle nachdenken, die dieses Irrenhaus verantworten und daran verdienen.
Die dann orientierungslos zu Hause hockenden Banker und Ökonomieprofessoren könnte man gut in den Nationalparks dieser Welt einsetzen: Zäune hämmern, Touristen retten und Bärenkacke einsammeln, da ist immer genug zu tun. Dafür könnte man meinetwegen auch gerne einen Kredit aufnehmen. HEIKO WERNING