G7 und IWF beschließen Aktionsplan: Finanzkrise wird zur Chefsache
Die Hypothekenkrise beunruhigt endlich auch die G7-Staaten und den IWF. Ein Aktionsplan soll Banken zu mehr Vorsicht und Transparenz verdonnern.
Gut ein Jahr und ein paar hundert Milliarden US-Dollar Verluste bei Banken und Kreditinstituten hat es gebraucht. Aber nun hat es die Finanzkrise doch noch zur Chefsache der sieben wichtigsten Industrienationen der Welt (G 7) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) gebracht. Am späten Freitagabend einigten sich die Finanzminister und Notenbanker der G 7 auf ein Aktionsprogramm, mit dem sie die Folgen der Krise in den Griff bekommen wollen. Der IWF unterstützte die Vorschläge auf seiner Frühjahrstagung und wies insbesondere auf die "ungeordneten Bewegungen" auf den Devisenmärkten und den Wertverfall des Dollars hin. "Das ist nicht wünschenswert für das Wirtschaftswachstum", sagte EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Joaquín Almunia.
Entwickelt hat das Aktionsprogramm der G 7 das internationale Forum für Finanzmarktstabilität, das eine Woche zuvor in Rom stattgefunden hatte. Maßgeblich daran mitgewirkt hatte der italienische Notenbankchef Mario Draghi. Das Programm soll das Risikomanagement im Finanzsektor verbessern, mehr Transparenz schaffen, eine angemessene Risikobewertung sicherstellen und die Aufsicht über die Banken verbessern. Dabei sollen Politiker, Banker und Aufsichtsbehörden die ersten Schritte in den nächsten 100 Tagen erledigen, die restlichen bis Ende des Jahres.
Ganz schnelle Wirkungen erwarten die Autoren nicht. Draghi sagte am Wochenende, die Maßnahmen seien "eher darauf ausgerichtet, mittelfristig zu wirken, als dass sie kurzfristig alle Probleme lösen" könnten.
Konkret fordern die G 7 nun, dass die Banken ihre Abschreibungen und weitere Risiken umfassend und so schnell wie möglich offenlegen - spätestens aber in ihren Halbjahresbilanzen. In den letzten Wochen hatten immer neue Meldungen über Milliardenverluste für immer neue Schlagzeilen und immer neue Unruhe an den Märkten gesorgt. Bislang haben die Banken rund 225 Milliarden US-Dollar Verlust gemeldet, der IWF geht davon aus, dass sich der Schaden noch auf mindestens 565 Milliarden summieren wird - und dass es beinahe ebenso hohe Belastungen für die Produktionswirtschaft geben wird, so dass die Finanzkrise insgesamt rund eine Billion US-Dollar kosten kann. Für die Zukunft müssen die Banken und Kreditinstitute ihr Risikomanagement nun "deutlich verbessern". Mängel bei "dem Urteilsvermögen und der Unternehmungsführung" der westlichen Banken seien wesentliche Gründe dafür, dass es zur aktuellen Krise kommen konnte, hieße es auch beim IWF.
Zusätzlich sollen nach den Plänen der G 7 auch die Notenbanken und Aufsichtsbehörden künftig besser zusammenarbeiten, um drohende Probleme früher zu erkennen. Ratingagenturen sollen ihre Methoden deutlicher machen.
Ganz neu ist der Forderungskatalog nicht. Vor allem die USA haben längst entsprechende Veränderungen ihrer Anforderungen an die Kreditinstitute und an die Finanzaufsicht angekündigt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!