piwik no script img

G-8-Treffen der FinanzministerExit-Strategie gesucht

Die Finanzminister denken bei ihrem G-8-Treffen schon wieder nur ans Sparen. Doch gerade US-Minister Timothy Geithner warnt vor einer zu raschen Beendigung der Konjunkturmaßnahmen.

Acht, die gerne in die gute alte Zeit zurückmöchten. Bild: dpa

BERLIN ap/rtr/tazDie Finanzminister der acht führenden Industriestaaten wollen schnell zurück zum Status quo ante - also zur Politik von vor der Krise. Der Tiefpunkt der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise sei überwunden, erklärten sie am Samstag auf ihrem G-8-Treffen im süditalienischen Lecce. Sie einigten sich darauf, dass der Internationale Währungsfonds (IWF) Ausstiegsmöglichkeiten aus der aktiven Konjunkturpolitik der letzten Monate prüfen solle. Die Finanzminister sollten den G-8-Gipfel vorbereiten, der vom 8. bis 10. Juli im mittelitalienischen LAquila stattfindet.

Ganz einmütig ging es dabei aber nicht zu. Die USA, Großbritannien und Frankreich plädierten dafür, die ersten Anzeichen für eine Besserung der Lage nicht überzubewerten - das Minus beim Auftragseingang geht zurück und die Verbraucherstimmung in einigen Ländern bessert sich. Bislang, so US-Finanzminister Timothy Geithner, habe sich der Abschwung zwar verlangsamt, von einem raschen Ende der Krise könne aber noch lange keine Rede sein. Er plädierte deshalb für sehr viel Vorsicht bei der Beendigung der Konjunkturmaßnahmen.

Tatsächlich stimmten die anderen Minister zu, dass die Zeit zum Umsteuern jetzt noch nicht gekommen sei. Es gebe "noch keinen Grund für Optimismus", sagte beispielsweise der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück (SPD). Er erklärte aber auch, dass die Debatte, wie die Staaten möglichst schnell wieder zu einer "Politik der Ausgabendisziplin, der Schuldenrückführung und der strafferen Geldpolitik" zurückfinden könnten, schnell beginnen müsse. Seine Sorge: Niedrige Zinsen, Steuererleichterungen und verstärkter Geldumlauf könnten die Inflation anheizen.

Ob eine Politik des billigen Geldes zu mehr Inflation führen muss, ist unter Ökonomen umstritten. Der US-amerikanische Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman wies am Wochenende darauf hin, dass sich die globale Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle befindet, die Unternehmen also weniger Geld bekommen, als sie brauchen. In so einer Situation sei eine lockere Geldpolitik nicht inflationstreibend, ebenso wenig wie staatliche Geldausgabeprogramme.

Das Abschlussdokument von Lecce nennt nun keinen Termin, bis wann der IWF "Grundlagen für geeignete Exit-Strategien erarbeiten" soll. Das Treffen wurde von Protesten tausender Globalisierungsgegner begleitet, gewaltsame Zusammenstöße wurden aber nicht gemeldet.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!