Fußballgucken in der Schwulenkneipe: "The screen is so green!"
Es ist nicht so, dass sich Schwule nicht für Fußball interessieren würden. Aber beim Spiel Italien Spanien passiert so wenig, dass man lieber ein wenig über Ray-Ban-Brillen quatscht.
Es ist ja nicht so, dass sich die Welt nur dafür interessieren würde, welcher Fußballspieler nun tatsächlich und nicht nur statistisch schwul ist. Auch umgekehrt interessieren sich Schwule für Fußballer und auch für Fußball - selbst wenn in beiden Fällen oft die Details im Dunkeln bleiben. So etwas wie die Regeln zum Beispiel.
Jedenfalls: Das Cafe Berio in Schöneberg, eines der Epizentren der hauptstädtischen Homo-Szene, war gut besetzt an diesem Sonntagabend: Italien spielte gegen Spanien.
Nein, nicht nur wegen des schmucken spanischen Torwarts, sondern auch weil klar war, dass die Italiener nach ihrer Opern-Aufführung bei der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren mal ordentlich eines auf die Mütze brauchen, ganz egal ob sie sich nun von Dolce & Gabbana haben einölen lassen oder nicht.
Kellner mit ausgeprägter Pectoralis-Muskulatur und mit Swarovski-Steinen bestickten weißen Uniformen reichten Cocktails und Longdrinks statt Bier mit dem Habitus von Flugbegleitern. Und es war ja auch ein ruhiger, langer Flug, dieses Fußballspiel. Keine Turbulenzen. Nichts.
Muss man sich eben selbst unterhalten: "Na ja, also diese Frau mit der Helium-Stimme vom Eisstand hatte aber echt Augenringe. Und ist euch mal aufgefallen, dass Ray-Ban-Sonnenbrillen wieder schwer im Kommen sind?" Ray-Ban-Sonnenbrillen, eine in echt, eine in fake, werden rumgereicht. A. zeigt sein neues Portemonnaie, das mit einem echten Froschkopf verziert ist. Man kann sogar die Augen bewegen!
In der Halbzeit muss A. mal kurz nach Hause, weil es anfängt zu regnen und sonst sein Papagei auf dem Balkon nass wird. Und es ist immer noch kein Tor gefallen, so überhaupt gar keins.
Gott sei Dank erklärt H. nach erneutem Spielbeginn anhand von zwei Biergläsern, was ein Abseits ist. Er war mal Sportreporter! Der andere A. sagt, dass er auf keinen Fall bleibt, wenn es eine Verlängerung gibt, weil H. gerade erklärt hat, was das ist.
Jetzt passiert was: Regen zieht auf und die Flugbegleiter fahren die Markise ein. Ein älteres Homo-Paar, Touris, kommt vorbei. Sie sagen: "The screen is so green!"
Die Italiener haben dann ja irgendwann doch noch eines auf die Mütze bekommen. Aber wenn Schwule sich wirklich für Fußball interessieren sollen, dann muss auch mal was passieren auf dem Platz. Puh.
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