Fußball: Klose wird Münchner
Nach wochenlangen Verhandlungen mit schrillen Zwischentönen wird Miroslav Klose nun für den FC Bayern spielen - seinen alten Klub Werder scheint das zu erleichtern.
BREMEN taz Gut möglich, dass Miroslav Klose gestern in seinem Elternhaus in Blaubach einen Luftsprung gemacht hat. Und vielleicht vor dem hölzernen Küchentisch noch einen Salto vollführte. Denn der 29-Jährige, der seine Sommerferien mit Ehefrau Sylwia und seinen Zwillingen Luan und Noah im Pfälzer Bergland verbringt, muss nicht mehr ins zuletzt ungeliebte Bremen zurück, wo sein Haus in Lesum längst verkauft ist. Gestern gab Werder Bremen bekannt, was allseits erwartet wurde: Nachdem Klose wiederholt seinen Wechselwunsch vorgetragen hatte und die Bosse des FC Bayern München eigens am Montag an die Weser gereist waren, um das ursprüngliche Gebot von 10 Millionen Euro aufzustocken, wechselt der 29-Jährige mit sofortiger Wirkung gen Süden.
"Der FC Bayern hat unsere Vorstellungen erfüllt, sodass wir unter den gegebenen Umständen dem Transfer zustimmen", teilte Sportdirektor Klaus Allofs mit. "Wir wissen, dass wir einen erfolgreichen Spieler verlieren, aber der Sinneswandel von Miro in Verbindung mit dem neuen Angebot hat die Situation, die wir noch zum Saisonende vorgefunden haben, nachhaltig verändert." - "Es handelt sich für beide Seiten um eine faire Lösung", sagte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge, der mit Allofs und Werders Marketing-Geschäftsführer Manfred Müller die Verhandlungen geführt hatte. Werders Vorstands- und Finanzchef Jürgen Born sprach von "einem weit verbesserten Angebot. Diese Lösung ist für alle Beteiligten die beste."
Werders Geschäftsführung, die noch vor Wochen öffentlich versprochen hatte, Klose werde keinesfalls zum ungeliebten Ligarivalen wechseln, war längst zu dem Einsehen gelangt, dass es keinen Sinn gemacht hätte, den fremdelnden Torjäger zur Vertragserfüllung bis 2008 zu zwingen. Dafür war die Unruhe zu groß, die Kloses Bayern-Flirt zuletzt in den Verein getragen hatte. Der 69-fache Nationalspieler, der in München einen lukrativen Vier-Jahres-Vertrag unterschreiben wird und seinen bisherigen Jahresverdienst von 2,7 Millionen Euro locker verdoppeln dürfte, trifft auf hochkarätige Konkurrenz: Italiens Weltmeister Luca Toni dürfte im Bayern-Sturm gesetzt sein, Nebenbuhler ist nun ausgerechnet Nationalmannschaftskollege Lukas Podolski. Als sicher gilt, dass Roy Makaay nun noch zu Feyenoord Rotterdam oder PSV Eindhoven verkauft wird. Rummenigge hat dem Niederländer bereits die Freigabe zugesagt.
Über die Ablöse für Klose haben beide Parteien nach dem wochenlangen Versteckspiel mit verklärenden Treuebekundungen, nervigen Gerüchten und gegenseitigen Schuldzuweisungen zwar Stillschweigen vereinbart, doch als Garantiesumme fließen 12 Millionen Euro von München nach Bremen. Weitere Parameter sind erfolgsabhängig, im Idealfall sollen zwischen 3 und 5 Millionen Euro Nachschlag fällig werden, die sich einerseits am Erfolg des FC Bayern, andererseits an Kloses persönlicher Quote in Form von Einsätzen orientieren. "Es ist eine komplizierte Konstruktion", bestätigt Jürgen Born. In Bremen hielt sich die Empörung über eine erwartete Nachricht in engen Grenzen - niemand weint ihm wirklich eine Träne nach.
Werders Fanbeauftragter Dieter Zeiffer erfuhr in seinem Spanien-Urlaub davon. Entspannte Antwort: "Gott sei Dank! Gutes Ding! Dann weiß zum Trainingsauftakt endlich jeder, was los ist. Reisende hat Werder Bremen noch nie aufgehalten." Und für Abtrünnige zumeist auch noch adäquaten Ersatz besorgt: Für Johan Micoud hatten die Norddeutschen im Vorjahr den brasilianischen Spielmacher Diego präsentiert, der derzeit für die Seleção die Copa America spielt. Auch diesmal könnte der neue Hoffnungsträger aus Südamerika kommen: Die argentinischen Stürmer Mauro Zarate (Velez Sarsfield, 20 Jahre) und Ezuequiel Ivan Lavezzi (San Lorenzo, 22) sind schon vor Wochen gehandelt worden. "Wir stehen nicht unter Druck. Wir sind mit unseren etablierten Angreifern Rosenberg, Almeida und Hunt gut besetzt", sagt Allofs.
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