Fußball trifft Tanztheater: Kick it like Magali
Das TanzKollektivBremen übersetzt in „Kick & Rush“ die Bewegungen eines Fußballspiels in zeitgenössischen Tanz: lustig aber auch wunderschön.
Komisch eigentlich, wie sehr diese Nachricht im ersten Moment nach einem Witz klingt: Das in der Schwankhalle beheimatete „TanzKollektivBremen“ verbindet mit seiner neuen Produktion „Kick & Rush“ den zeitgenössischen Tanz mit Fußball. Punkt.
Es wird an den jeweiligen Akteur:innen liegen, dass einem das komisch vorkommt, und an ihren Fans. Denn spätestens bei denen lässt sich wohl wirklich eine gewisse Distanz unterstellen zwischen dumpfer Bolzerei hier und beknacktem Zappeltanz dort.
Dass beide Urteile so nicht ganz richtig sind, ließ sich bereits bei Proben auf dem Stadtwerder bezeugen: Auf dem Sportplatz des ATS Buntentor haben sich die Tänzerinnen um Kollektiv-Mitgründerin Magali Sander Fett in rote Trikots geworfen und von kleinsten Detail an einstudiert, was anderen vermeintlich im Blut liegt: Bewegungsabläufe nämlich, vom Dribbeln über Zweikampf und Torschuss bis zu den Ritualen, die dem Tanz gar nicht so fern sind.
Wer etwa die vermeintlich spontanen Freudentänze oder „signature moves“ von Profikickern beobachtet, dem oder der wachsen doch bald Zweifel an der spontanen Urtümlichkeit des Fußballsports.
Spannender seien dennoch die Unterschiede, erzählt Magali Sander Fett. Der Trainer habe ihnen gezeigt, wie man mit der Fußinnenseite schießt, „aber was dann? Die Zehen nach unten, oder erst drehen?“ So sind die Abläufe beim Tanz: immer eins nach dem anderen, jede Bewegung folgt einer Entscheidung. „Draufhalten Junge“, ist eine andere Sprache, die hier einer Übersetzung bedarf.
„Kick & Rush“ ist vom 9. 7., bis Sonntag, 11. 7. auf dem Vereinsgelände des ATS Buntentor zu sehen, Weg zum Krähenberg 1. Tickets gibt’s online auf der Website
Fürs Publikum wiederum ergibt sich aus der mitunter wohl für beide Seiten anstrengenden Trainingsphase ein erstaunlich lockeres Spiel mit den Formen. Und das übrigens in – für Tanzverhältnisse – beachtlichen Distanzen. Man sitzt auf der Holztribüne am Spielfeldrand und schaut den Tänzerinnen am anderen Platzende zu, wie sie sich langsam vorarbeiten. Dazu gibt’s Electrobeats und immer mal wieder das rhythmische Kreisen einer Trillerpfeife.
Es zählt zu den Grundgedanken des TanzKollektivs und zu seinem Anspruch, an und mit der Realität zu arbeiten. Und was das heißt, wird hier handgreiflich: auf rutschigem Rasen, in greller Sonne, mit joggenden Vereinsmitgliedern am Horizont und ehrenamtlichen Handerwerk:innen, die am Vereinsheim schrauben. Spannend ist das, höchst lehrreich, was die eigenen Sehgewohnheiten und Denkgrenzen angeht – und dabei auch wirklich ausgesprochen lustig.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!