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Fußball-WM-QualifikationcFinale ohne Fracksausen

Nach dem Pflichtsieg über Aserbaidschan rückt das "Endspiel" der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Russland in den Fokus von Bundestrainer Löw.

Samir Abbasow (l) aus Aserbaidschan bekommt von Schiedsrichter Anastasios Kakos die gelb-rote Karte gezeigt. Bild: dpa

Das Spiel war kaum abgepfiffen, die vier Tore durch Michael Ballack, Miroslav Klose und Lukas Podolski bejubelt, da waren die Spieler schon in Gedanken bei der nächsten Begegnung.

Und auch der Gegner hatte einiges beizutragen. Berti Vogts, der deutsche Nationaltrainer a.D., der versucht hat, die Leute aus Aserbaidschan das Fußballspiel zu lehren, sagte angesichts der wohl entscheidenden Begegnung für die Deutschen in Russland am 10. Oktober: "Natürlich sind die Deutschen der Favorit. Man muss nur nicht jetzt schon nach Entschuldigungen suchen mit dem Kunstrasenplatz. Wir waren da, der Platz ist hervorragend." Die deutsche Mannschaft werde dieses Spiel gewinnen, denn in Russland "hat man noch sehr viel Respekt vor unserem, äh, dem deutschen Fußball."

In Gedanken ist er also noch deutscher Nationaltrainer, und nicht der eines in Hannover mit 0:4 unterlegenen Fußball-Schwellenlandes, mit dem er "Anschluss ans europäische Mittelmaß sucht". Schützenhilfe könne sich der DFB von seiner ehemaligen Spitzenkraft übrigens nicht erwarten, denn: "Wer sich auf uns verlässt, der ist verlassen." Dabei spielte seine Mannschaft gar nicht schlecht.

Zwar hatte Michael Ballack die Mannschaft mit einem an Podolski verschuldeten Elfmeter in Führung gebracht, doch danach spielte der Außenseiter die Stärken seines defensiven Systems aus, das seine Anleihen bei den Griechen der Rehakles-Ära nicht verleugnen kann. Mal kam ein Libero hinzu, mal zwei, doch der Ball zirkulierte auch munter durch die deutschen Reihen, denn der Favorit ließ dem Gegner viel zu viel Platz. Es besserte sich erst, als Löw den Wolfsburger Marcel Schäfer, der den Nachweis, ein Nationalspieler zu sein, schuldig blieb, durch den Hoffenheimer Andreas Beck austauschte, weswegen der zunächst auf der rechten Seite aufgebotene Philipp Lahm auf seine stärkere linke Seite rückte.

Jetzt endlich hatten die Deutschen ein Flügelspiel, das diesen Namen verdiente, und mit der Hereinnahme von Miroslav Klose, der den ungelenken Mario Gomez ersetzte, bekam auch das Angriffsspiel eine ganz neue Qualität. Die Beweglichkeit Kloses machte den Unterschied, und ganz nebenbei wurde die Mannschaft noch von einem Platzverweis begünstigt - 40 Minuten lang spielten sie gegen zehn, und Berti Vogts war davon überzeugt, dass dieses Spiel nicht zu einem Debakel geworden wäre, wenn man mit gleicher Mannschaftsstärke weitergespielt hätte.

Zur reibungslosen Funktionsweise steuerte Michael Ballack einmal mehr den größten Anteil bei; Mesut Özil, dessen Auftritt gegen Südafrika noch hymnisch besungen worden war, hatte nicht seinen allerbesten Tag, doch allein schon der Umstand, dass Ballack ihn auf dem Spielfeld sucht, zeigt, wie sehr der junge Bremer von den Etablierten geschätzt wird. Bundestrainer Joachim Löw wollte denn auch nichts Schlechtes über den 20-Jährigen sagen.

Doch der durchwachsene Auftritt des DFB-Teams zeigte, dass diese Begegnung für ein paar Kandidaten nichts Gutes bedeutet hatte. "Absolut unzufrieden" war Löw mit der ersten Hälfte gewesen. Die Besserung in Halbzeit zwei stimmte ihn bloß bedingt gnädig. Denn ein paar Kandidaten bleiben diskussionswürdig. Schweinsteiger etwa blieb trotz vollmundiger Ankündigungen recht blass, und Lukas Podolski hatte trotz seines Treffers eine Leistung gezeigt, die wenig Gutes verspricht. Zum Flügelspiel trug er wenig bei, und auch sein Elan, ins Zentrum zu ziehen, hielt sich in Grenzen.

Doch wenigstens zeigte das Spiel, über welche Möglichkeiten Löw mittlerweile verfügt. Piotr Trochowski ist zwar nicht unbedingt ein besserer Fußballer als Schweinsteiger. Aber er ist deutlich engagierter, was vor allem in einem Spiel wie dem in Russland ein gutes Argument für einen Einsatz von Beginn an sein könnte. Sorgen angesichts des "Endspiels" um die WM-Qualifikation scheint sich Löw allerdings nicht zu machen. Eine dringliche Anfrage, ob ihn schon jetzt das große Fracksausen überkomme, beschied er mit großer Nonchalance: "Die Russen sind in der viel schwierigeren Situation als wir."

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