piwik no script img

Fußball WM 98 in FrankreichGruppe C

■ Frankreich

Fédéracion Française de Football

Trainer: Aimé Jacquet. Nicht unumstrittener emsiger Arbeiter, der aus höheren Gründen erfolgsorientiertes und zweckgebundenes Gekicke verordnet.

Stärken: Erreicht Zinedine Zidane Normalform (oder gar mehr), kaum auszurechnen und schwer zu schlagen. Spielt Zidane schlecht, gilt das Umgekehrte.

Star: Zinedine Zidane = Genialität am Ball. Hat in Turin enorm dazugelernt. Inzwischen sogar zweikampfstark und wesentlich konstanter in seinen Leistungen als früher.

Der Joker: Stéphane Guivarc'h. Bretonischer Torjäger, der mit verblüffender Regelmäßigkeit selbst gegen Weltklasseverteidiger auftrumpft.

Prognose: Die Euphorie im eigenen Land wird sich als Lust oder Last entpuppen. Tritt das erste ein: Titelkandidat.

Südafrika

South African Football Association

Trainer: Philippe Troussier wird in Südafrika „weißer Zauberdoktor“ genannt und stammt aus Frankreich. Schaffte mit Nigeria die WM-Qualifikation.

Stärken: Mit Fish und Moshoeu zwei ausgezeichnete Techniker in Abwehr und Mittelfeld, die die schnellen Flügelstürmer Mkhalele und Fortune in Szenen setzen können.

Star: Mark Fish, der 1997 für die drei Millionen Mark zu Lazio Rom wechselte, aber gerade mit Bolton aus der englischen Premier League abstieg.

Der Joker: Benni McCarthy, 20 Jahre alt, wurde zum besten Spieler des Afrika-Cup 1998 gewählt.

Prognose: Vorrunden-Aus, weil die großen spielerischen Mittel dennoch nicht zum Weiterkommen reichen werden.

Saudi-Arabien

Saudi Arabian Football Federation

Trainer: Carlos Alberto Parreira, der Mann, der Brasilien 1994 zum Weltmeister machte und sich bereit erklärt hat, den Saudis für schlappe fünf Millionen Mark per anno das Fußballspiel zu lehren.

Stärken: Das Team ist bereits seit einem halben Jahr beisammen, was den Zusammenhalt gefördert hat. Oder den Zwist.

Star: Saeed Al-Owairan brillierte schon 1994 und genießt inzwischen so viel Ruhm, daß eine lebenslange Sperre (Alkohol während des Ramadan) extra wegen der WM aufgehoben wurde.

Der Joker: Fuad Anwar Amin, ein erfahrener Mittelfeldspieler, der hin und wieder durchaus auch ins Tor trifft.

Prognose: Achtelfinale, wenn Al- Owairan die lange Zwangspause gut überstanden hat.

Dänemark

Dansk Boldspil-Union

Trainer: Bo Johansson repräsentiert den Prototypen des lustigen dänischen Fußballfans: stets freundlich, immer positiv denkend und weltgewandt. Mit ihm kehrte der Spaß ins Nationalteam zurück.

Stärken: Die eingespielte und erfahrene Abwehr um Libero Hoegh.

Star: Torhüter Peter Schmeichel. Katzengewandt, reaktionsschnell und, wenn nötig, auch mal als Ersatzlibero einspringend.

Der Joker: Michael Schjönberg. Unscheinbar, solide und verläßlich. Will seiner Karriere mit Lauterer Titelschwung einen weiteren Glanzpunkt verleihen.

Prognose: Spätestens im Achtelfinale ist Schluß, denn „Danish Dynamite“ ist lange passé. Staubtrockener, aber sauberer Kombinationsfußball könnte mit stabiler Abwehr zum Weiterkommen reichen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen