Fundus kündigt Tacheles Vertrauen auf

■ Investor beendet Verhandlungen, nachdem das Kunsthaus eine Frist verstreichen ließ. Auch Radunski geht auf Distanz

Nichts geht mehr. Gestern erklärte die Kölner Fundus-Gruppe die Zusammenarbeit mit dem Betreiberverein des Kunsthauses Tacheles für beendet. Wie Fundus- Projektentwicklerin Toni Pfeiffer mitteilte, sei eine „partnerschaftliche Zusammenarbeit zur Verwirklichung des Projekts“ nicht mehr möglich. Die für einen Vertragsabschluß mit dem Tacheles und für die gemeinsame Entwicklung des Kunststandorts Tacheles „unabdingbare Vertrauensbasis“, so Pfeifer, bestehe nicht mehr.

Anlaß für die Beendigung der Verhandlungen durch den Investor, der rund um das Tacheles das Johannisviertel hochziehen will, ist eine Frist, die das Tacheles verstreichen ließ, ohne die Fundus- Gruppe über die Gründe zu unterrichten. Bis Ende Februar sollten die Betreiber des Kunsthauses an der Oranienburger Straße erklären, ob sie dem Vertragsentwurf, den ihnen Fundus am 11. Februar überreicht hatte, akzeptieren oder nicht. „Auf dieses Angebot hat Tacheles nicht geantwortet“, sagt Fundus-Projektleiterin Toni Pfeiffer.

Im Tacheles selbst bezeichnete man das Nichtreagieren auf die Fundus-Frist gestern als „Bürofehler“. Man habe es schlicht versäumt, Fundus mitzuteilen, daß der Vertragsentwurf erst der Mitgliedervollversammlung des Tacheles-Vereins am 12. März zur Entscheidung vorgelegt werden sollte. Für den darauffolgenden Tag lud das Tacheles gestern nun zu einer Pressekonferenz ein. Thema: „Stellungnahme von Tacheles zum letzten Vertragsentwurf von Fundus“.

Dafür könnte es allerdings zu spät sein. Statt mit den jetzigen Betreibern weiterzuverhandeln, kündigte Fundus-Projektleiterin Pfeiffer gestern an, eine Ideenwerkstatt über die künftige Nutzung des Kulturhauses durchzuführen, der dann schließlich eine internationale Ausschreibung folgen soll. „Auf jeden Fall“, sagte Pfeiffer zur taz, „wollen wir den Kunststandort Tacheles erhalten“.

Auf Distanz zum Tacheles ging gestern auch Kultursenator Peter Radunski. Er bedauerte die Mißachtung des Vertragsentwurfs durch das Kunsthaus. Dieser Vertrag, so Radunski-Sprecher Wallrabenstein, habe ein „weitestgehendes Entgegenkommen“ dargestellt.

Ob das Tacheles nach dem entgültigen Scheitern der Verhandlungen geräumt wird, ist derzeit noch ungewiß. Die Oberfinanzdirektion (OFD) als Eigentümer des Geländes will in der nächsten Woche mit der Innenverwaltung und dem Bezirksamt Mitte über das weitere Vorgehen beraten. Der Sprecher der Oberfinanzdirektion, Helmut John, betonte aber, daß es zahlreiche Möglichkeiten gebe, im Tacheles zu „intervenieren“. Dies betreffe insbesondere die Verkehrssicherheit des Gebäudes, die noch immer nicht den geltenden Anforderungen entspreche. Uwe Rada