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FundgrubeWenig pomp, Tütenlampen und Fauteuils in Altrosa und blassem Grün

Zeitreise im Café Kammann

Am Tisch vorne rechts sitzt ein Damenkränzchen mit einem Altersdurchschnitt von vielleicht 85. Meine Begleiterin war einen Moment konsterniert. Angesichts ihres bevorstehenden 38. Geburtstags beschlich sie jetzt eine Ahnung, was im weiteren Leben noch bevorsteht, außer dass die 20-Jährigen ihr immer respektvoller begegnen.

Die Irritation war in der Atmosphäre des Café Kammann jedoch rasch verflogen: Hier geht die Zeitreise viel weiter zurück. Ist die Konditorei den Liebhabern üppiger Torten seit langem ein Begriff, so ist sie ebenfalls als eines der wenigen erhaltenen Interieurs der frühen 1950er-Jahre bemerkenswert.

Der Verkaufsraum wird von einem lang gezogenen, altweißen Tresen dominiert. Vorn die Glasvitrine mit den Sortiment an Plätzchen, dahinter folgen Pralinen, dann türmen sich auf zwei Etagen Torten und Teilchen, danach Plattenkuchen und schließlich Weißgebäck wie Schrippen und Brote. Auf dem letzten Drittel drängen sich Kaffeemaschine, Kasse und das Geschirr. Das Möbel ist einfach gestaltet und lässt den Leckereien den visuellen Vortritt. Nur die dahinter liegende, über die gesamte Länge verspiegelte Stellage sorgt für ein wenig Pomp.

Im Café stehen breite Fauteuils mit Bezügen in Altrosa und blassem Grün. Wenn einen auch der Eindruck der 1930er-Jahre beschleicht, die Tütenlampen an der Decke belehren trotz des Messinggestells eines Besseren. MIKAS

Café Kammann, Kaiserdamm 8, Berlin-Charlottenburg, Mo–Sa 6 bis 18.30 Uhr, So 14–18.30 Uhr,

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