Für bessere Luft an der Küste: Schweröl soll Gas weichen

Eine neu gegründete Initiative aus Industrie, Häfen und Reedern will sich darum kümmern, dass künftig mehr Schiffe mit Flüssiggas fahren.

Vorbildhaft: Die "KV Barentshav" der norwegischen Küstenwache - hier im Hamburger Hafen - fährt mit Flüssiggas. Bild: dpa

HAMBURG taz | Die Schifffahrt soll die Luft nicht mehr verpesten. Um dieses Ziel zu erreichen und als Reaktion auf die zunehmend schärfer werdenden Abgasvorschriften auf See, hat sich am Montag in Hamburg eine Lobbyorganisation für Flüssiggas (LNG) als Treibstoff für Schiffe gegründet.

Nach niederländischem Vorbild haben sich Industrieunternehmen, Reedereien, Häfen und Initiativen zur „Maritimen LNG Plattform“ zusammengefunden – darunter Shell, Bomin-Linde und MAN. Sie wollen Flüssiggas zum Durchbruch verhelfen.

Der Schiffsverkehr ist zwar bezogen auf seine Transportleistung sehr Treibstoff sparend. Weil viele Schiffe jedoch den billigen Treibstoff Schweröl verbrennen, stoßen sie viele Schadstoffe aus, die die Gesundheit der Bevölkerung in den Küstenstaaten bedrohen.

Allein die 10.000 Schiffe, die jedes Jahr den Hamburger Hafen anlaufen, verursachen nach Angaben des Naturschutzbundes Nabu 38 Prozent der Stickoxid und 17 Prozent der Feinstaubemissionen der Stadt.

Mit Flüssiggas als Treibstoff ließen sich diese Werte drücken. Im Vergleich zum Dieselantrieb stößt ein Flüssiggas-Schiff 30 Prozent weniger Kohlendioxid (CO2) aus, 80 bis 90 Prozent weniger Stickoxide, fast kein Schwefeldioxid und kaum Feinstaub. „LNG hat das Potenzial, zu einer deutlichen Verbesserung der Luftqualität in den Häfen, auf See und in den Küstenregionen beizutragen“, sagte Freerk Meyer von der Hochschule Emden-Leer bei der Vorstellung der Plattform.

Lösen müssen sie vor allem das Henne-Ei-Problem: Solange es nur wenige Häfen mit Flüssiggas-Bunkeranlagen gibt, zögern die Reeder, Schiffe mit Flüssiggas-Antrieb zu ordern. Und solange es kaum Schiffe mit diesem Antrieb gibt, rentiert es sich nicht, LNG-Terminals zu unterhalten.

Der Nabu befürwortet eine Umstellung, weist aber auf eine Tücke hin: Beim Verbrennen von Flüssiggas wird Methan frei, das etwa 25-mal klimaschädlicher ist als CO2. Flüssiggas könnte also womöglich auch einen negativen Effekt auf das Klima haben.

Die Geschäftsführung der Plattform hat die Beratungsfirma von Hamburgs Ex-Bürgermeisters Ole von Beust (CDU) übernommen. „Dort wo die öffentliche Hand selbst für die Schifffahrt verantwortlich ist, sollte sie auch selbst aktiv werden“, sagte von Beust. Boote des Küstenschutzes, der Wasserschutzpolizei und Forschungsschiffe sollten mit einem Flüssiggas-Antrieb ausgerüstet werden.

Als Ziele hat sich die Plattform vorgenommen, in fünf Jahren 50 Schiffe mit Flüssiggas auszurüsten und in fünf deutschen Häfen eine LNG-Versorgung aufzubauen. Außerdem wollen sie binnen drei Jahren 250 Schiffe pro Jahr in Häfen mit LNG-Landstrom versorgen.  GERNOT KNÖDLER

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