: Für Eliseo Diego
Ich grüße
diesen alten Mann
der so verführerisch wäre
wenn er nicht manchmal
außer Atem käme.
So daß er seinen Mund öffnete, Luft holte,
und ganz langsam
den ganzen Nachmittag einatmete
und mich mit ihm.
Die Stadt scheint zu Hause
nur für mich, um mich zu suchen
in diesem Mann, der mich ansieht
aus der Entfernung von fast einem halben Jahrhundert,
und ich mir seine Hände vorstelle.
Sehen will ich sie nicht,
lieber mir vorstellen, wenn sie mich berühren,
sich ein unsichtbarer Faden auf meinen Körper legt.
Jetzt sind wir traurig,
als hätte unser Begehren uns
in ein absolutes Exil geschickt
und an einen fernen Ort,
ich hatte einen beinahe so verführerischen Mann getroffen,
der mich ansah als würde er mich kennen,
als ob wir in einer anderen Zeit
Liebende waren, in einer heimlichen Stadt
die nur für mich da war,
und für ihn, um alles einzuatmen
wenn er manchmal außer Atem kommt.
Laura Ruiz Montes
Laura Ruiz Montes ist 1966 geboren und lebt in Matanzas. Sie gehört zur Generation der jungen kubanischen Schriftsteller, der sogenannten generación inédita. Dieser Name reflektiert den gegenwärtigen Stand der Buchproduktion, die nicht mehr wie früher auf staatliche Subventionen zurückgreifen kann. Er bedeutet außerdem, daß viele aus dieser jungen Generation bewußt außerhalb der staatlichen Strukturen schreiben, was ihre Möglichkeit für Publikationen weiter einschränkt. Das Gedicht „Für Eliseo Diego“, geschrieben 1993, zirkulierte in einer handgefertigten Edition von 200 Exemplaren und ist der Versuch der Autorin, sich in Beziehung zur etablierten poetischen Tradition zu setzen, wie sie Eliseo Diego verkörpert.
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