Füllhorn Hauptstadtkulturfonds: (K)ein Trostpflaster
Der Sparhaushalt ist beschlossen. Nun flattern einigen Kulturinstitutionen gute Nachrichten ins Haus. Der Bund schüttet rund 6,2 Millionen Euro aus.
Auch wenn es jetzt so wirkt: Diese planmäßige Fördermittelvergabe ist nicht als Trostpflaster zu verstehen, weil nun auch Kulturinstitutionen Bundesmittel für ihre Projekte erhalten, die zuvor vom Senat mit einer Budgetkürzung bedacht worden waren. Der Hauptstadtkulturfonds fördert gezielt einzelne kulturelle Projekte mit insgesamt 15 Millionen Euro pro Jahr, deshalb kommen kleine Institutionen der freien Szene genauso zum Zuge wie einige etablierte Häuser.
Gefördert werden Projekte unterschiedlicher Sparten, „die durch innovative Ansätze einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung künstlerischer Perspektiven leisten“ und die zur gesellschaftlichen Diskussion anregen sowie zur Stärkung Berlins als internationale Kulturmetropole beitragen würden.
Eine siebenköpfige Jury, bestehend aus Kulturmacher:innen, entscheidet, wer zum Zuge kommt. 411 Anträge mit einem Antragsvolumen von insgesamt rund 32 Millionen Euro lagen vor. Die Jury habe ihre Förderempfehlung „nach der künstlerischen Qualität der eingereichten Anträge getroffen“, heißt es in einer Mitteilung.
„The Museum of Lesbian Dreams“ bekommt Fördermittel
Zu den 70 Auserwählten gehören der Scherben e. V. und das Projekt „The Museum of Lesbian Dreams“ (58.000 Euro), das Haus am Lützowplatz mit dem Vorhaben zum 65-jährigen Jubiläum (64.000 Euro) und Terre des Femmes und das 25. Filmfest FauenWelten (112.000 Euro). Gefördert werden u. a. einzelne Projekte des Künstlerhauses Bethanien, des Theaters RambaZamba, der Akademie der Künste, des Maxim Gorki Theater, der Neuköllner Oper oder der Kammersymphonie Berlin.
Die „Geldgeberin“, Kulturstaatsministerin Claudia Roth, freut sich in einem Statement, dass die „die freie Szene in der Bundeshauptstadt Berlin durch den Hauptstadtkulturfonds gestärkt (wird): Der Bund steht zu seiner Verantwortung. Der von uns finanzierte Hauptstadtkulturfonds ist heute wichtiger denn je.“ Die künstlerische Vielfalt und Kreativität der ausgewählten Projekte würden ein beeindruckendes Bild der bunten, internationalen und kraftvollen Kulturlandschaft Berlins zeigen. Wer wollte das bestreiten.
Bleibt angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl die Frage, wie sich ein Regierungswechsel auf diesen speziellen Fördertopf für die Hauptstadtkultur auswirken könnte. Immerhin: Für ein Kabinett von Friedrich Merz (CDU) wird als Kandidat für den Posten des Kulturstaatssekretärs einer heiß gehandelt: Berlins Kultursenator Joe Chialo.
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