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Ausgelesen – Buchmarkt und Internet (Di., 22.20 Uhr, arte)
Zum Buchmessenauftakt ein Themenabend rund ums Buch – das ist uns arte ja auch irgendwie schuldig. Literatur war allerdings nicht zu erwarten, an erster Stelle standen vielmehr der Markt – und das Medium.
Beziehungsweise die neuen Medien: „Wer hat Angst vorm E-Book“, fragte arte – ja, wer eigentlich? Dass das mausgraue, dafür heute aber noch steinschwere Pseudobuch den gedruckten Klassiker ablöst, glaubte nicht mal der von arte als „Pionier des elektronischen Lesens“ eingeführte französische Verleger Patrick Altmann. Der frankophile Kultursender tat ein Übriges und zeigte seinen Präsidenten beim „Salon des Livres“, dem französischen Buchmessen-Äquivalent: Chirac bekam das Ding nicht mal eingeschaltet.
Genau diese für die Sendung eigentlich nebensächliche Sequenz deutet wieder einmal auf einen grundsätzlichen Schwachpunkt des deutsch-französischen Kulturkanals: Die Beiträge des Themenabends zur (deutschen) Buchmesse waren ganz überwiegend auf den Buchmarkt der Grande Nation ausgerichtet. Der funktioniert deutlich anders als der hierzulande, was leider nicht einmal ansatzweise erwähnt wurde. Etwas deplaziert wirkten daher im Heer der befragten französischen SchriftstellerInnen und Verleger auch die deutschen Beteiligten – der unvermeidliche Hans Magnus Enzensberger und ein Herr vom Eichborn Verlag, der den Börsengang seines Hauses loben durfte.
Interessant-beängstigende Einblicke gelangen dafür beim Thema Marketing als unerlässliche Zutat für den (Verkaufs-)Erfolg eines Buches: An der Marketing-Macht des John-Grisham-Imperiums beispielsweise kommt man nicht vorbei, also passt man sich an: Da der neue Grisham stets in der ersten Februarwoche auf den Markt geworfen wird, machen mittlerweile so ziemlich alle Verlage der Welt mit Neuerscheinungen in dieser Woche – Pause.
Internet-Buchhandel scheint in Frankreich dagegen noch eine einigermaßen neue Veranstaltung zu sein: Jedenfalls durften sich viele junge MitarbeiterInnen des französischen Amazon-Ablegers für arte-Verhältnisse deutlich zu lange über die tollen Möglichkeiten dieser Dienstleistung freuen. STEFFEN GRIMBERG
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