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Frohe Botschaft zum 1.9.

■ Polnischer Sozialrat und Senat begrüßen Rückgabe des Botschaftsgeländes / Geplante Besetzung findet trotzdem statt

Befreit seit dem 1. September 1989. In einer überraschenden Kabinettsentscheidung hat die Bundesregierung am Mittwoch nun doch beschlossen, das Gelände der Polnischen Botschaft in der Schöneberger Kurfürstenstraße ohne Vorbedigungen an Polen zurückzugeben. „Freudig überrascht“ über dies neue Entwicklung zeigte sich der Polnische Sozialrat in Berlin. Er hatte anläßlich des 50.Jahrestages des Überfalls der Großdeutschen Wehrmacht auf Polen zur symbolischen Besetzung des ehemaligen Botschaftsgeländes aufgerufen.

Die polnische Gesandtschaft war seit dem Angriff auf Polen am 1.September 1939 vom Deutschen Reich enteignet und bislang nicht wieder an Polen zurückgegeben worden.

Die Bundesregierung begründet ihre plötzliche Entscheidung mit „dem Wunsch, zu einer Intensivierung und Verbesserung in den Beziehungen zur Volksrepublik Polen zu gelangen“. Erst vor wenigen Tagen hatte sich Finanzminister Waigel (CSU) noch gegen eine Rückgabe des Geländes an Polen stark gemacht. Er wollte zunächst geklärt haben, zu welchen Konditionen die Bundesregierung ihr Zloty-Guthaben, das sich bei der BRD-Botschaft in Warschau angesammelt hat, in die BRD transferieren kann.

In einer Stellungnahme begrüßte auch der Senat die Entscheidung Bonns und erklärte: „Sie ermöglicht zum richtigen Zeitpunkt eine längst überfällige Geste gegenüber dem polnischen Volk.“ Der polnische Sozialrat, der seine Einladungen zur Besetzung bereits verschickt hat, will dennoch an einer „symbolischen Besetzung“ des Geländes festhalten: „Wir hatten vor, ein Transparent aufzuhängen mit der Losung: Besetzt seit dem 1.9.1939. Jetzt werden wir ein anderes mitbringen: Befreit seit dem 1.9.1989.“

Treffpunkt: Am Freitag den 1.September um 16.00 Uhr auf dem Gelände der alten Polnischen Botschaft, Kurfürsten-/Ecke Mackensenstraße.

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