Fröhliche Wissenschaft: Klamm, aber glücklich
Uni-Rektor Bernd Scholz-Reiter gibt sich im Jahresrückblick optimistisch. Gerede über fehlendes Geld könnte Interessenten abschrecken.
Fast schon vergessen scheint, womit die Uni im vergangenen Jahr Schlagzeilen machte: Kürzungen und Proteste. Mehrfach musste sich der Akademische Senats (AS) vertagen, weil protestierende Studis die Sitzungsräume dieses obersten Beschlussgremiums blockierten. Zu guter Letzt musste Scholz-Reiter den sechs-Millionen-Sparplan auf Druck seiner ProfessorInnen per Eilentscheid durchdrücken.
Aber immer nur von Mängeln in der Lehre wegen fehlender Gelder und schlechter Ausstattung zu sprechen, sagte Scholz-Reiter, werde schnell zur „sich selbst erfüllenden Prophezeiung“. Das schrecke Studierende und Lehrkräfte ab. Und statt geleckter Wunden stand so eine bescheidene frohe Botschaft im Zentrum der Bilanz: „Die Lehre an der Bremer Uni ist besser als ihr Ruf.“
Gerade erst in der vergangenen Woche hat der AS die Schließung des Zentrums für Humangenetik (ZHG) beschlossen – kritisiert vom Personalrat, der ein fehlendes Konzept für die MitarbeiterInnen anmahnte. Die Schließung, sagte Uni-Kanzler Martin Mehrtens, sei letztlich Konsequenz einer neuen Ausrichtung in den Bio-Wissenschaften. Denn seit einigen Jahren werde die Genetik in erster Linie an Pflanzen erforscht. Das ZHG habe darum an Bedeutung verloren und sei zum „Dienstleister der Medizin“ geworden.
Im Parlament zeigt sich die Opposition weniger verständig für die rot-grüne Sparpolitik. Miriam Strunge, die wissenschaftspolitische Sprecherin der Linksfraktion sagte, das ZHG sei bei Studierenden insbesondere in der Betreuung von Abschlussarbeiten beliebt und leiste so „einen wichtigen Beitrag für die Lehre“.
Scholz-Reiter hingegen verzichtete auf Kritik und sprach sich erneut für den Wissenschaftsplan 2020 aus, der hinter den Kürzungen steht. Dass der Plan Eingang in den neuen Koalitionsvertrag fand, sei gut: „Wir freuen uns über die Planungssicherheit“, so der Uni-Rektor. Grundsätzlich aber bemängele auch er die „strukturelle Unterfinanzierung der Wissenschaft“. Erfolgreich zu sein, heiße unter den derzeitigen Bedingungen dann auch doch nicht viel mehr, als den gegenwärtigen Stand zu halten. Und das, obwohl die Uni als viertgrößter Arbeitgeber des Landes dafür sorge, dass Studierende nach Bremen zögen. „Jeder Euro, der in die Uni investiert wird, kommt dreifach zurück“, sagte er.
Neben Drittmitteln aus der Wirtschaft solle auch weiterhin Geld vom Bund für den Uni-Haushalt eingeworben werden. Gerade erst hat die Uni Fördergelder für eine „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ beantragt. Damit sollen LehrerInnen in Ausbildung die Möglichkeit bekommen, parallel zum Referendariat zu promovieren. So würden Forschung und wissenschaftliches Arbeiten nachhaltiger im Schulalltag verankert werden.
Und dann ist da noch ein erstes Einschwenken auf die nächste Runde der Exzellenzinitiative. Das bisherige Förderprojekt läuft 2017 aus und die Uni hofft, auch weiterhin oben mitzuspielen. Neben dem Prestige verdankt die Uni ihrem Exzellenz-Status rund 45 Millionen Euro.
Viel mehr als das Motto „Kooperative Universität“ ist noch nicht bekannt. Die Bedingungen der kommenden Ausschreibung werden erst kommendes Jahr veröffentlicht. Dass gilt auch für die Anteile, die Bremen zu tragen hätte. Bisher übernehmen die Länder 25 Prozent der Fördersumme ihrer exzellenten Unis.
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