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Friedensbemühungen in NahostKerry erweitert seine Reiseroute

Der US-Außenminister setzt seine Pendeldiplomatie zwischen Israel und Plästina fort. Er besuchte auch Saudi-Arabien und Jordanien.

Der US-Außenminister und der saudische Außenminister am Flughafen in Riad. Bild: reuters

JERUSALEM taz |Unermüdlich arbeitet US-Außenminister John Kerry derzeit für den Frieden im Nahen Osten. Es seien Fortschritte gemacht worden, meinte er am Wochenende im Rahmen seiner Pendeldiplomatie zwischen Israelis und Palästinensern. Beide Seiten hätten bereits „schwere Entscheidungen getroffen“.

Nach mehreren stundenlangen Gesprächen mit Regierungschef Benjamin Netanjahu in Jerusalem und mit Präsident Mahmud Abbas in Ramallah reiste Kerry Sonntagfrüh nach Jordanien und Saudi-Arabien, bevor er noch am gleichen Tag nach Jerusalem zurückkehren wollte.

Israels Minister für Nachrichtendienste, Juval Steinitz, äußerte gestern im Hörfunk seine Zweifel, ob Abbas „tatsächlich auf ein Friedensabkommen aus ist oder nur einen Fetzen Papier“. Steinitz kritisierte die „antiisraelische Hetze“ an den Schulen und in den Medien. Der palästinensische Verhandlungschef Saeb Erikat reagierte polemisch auf die israelischen Anschuldigungen. Selbst wenn Abbas Mutter Teresa wäre, würde das den Israelis noch nicht reichen, meinte er.

Offenbar in Vorbereitung auf ein mögliches Scheitern der Verhandlungen verschärfen beide Seiten ihren Ton und schieben sich schon jetzt gegenseitig die Verantwortung zu. Noch will Kerry indes nicht aufgeben. „Ein Scheitern ist keine Option“, meinte er im Verlauf seines zehnten Besuchs in der Region.

Wenig Hoffnung für Zweistaatenlösung

Die auf neun Monate angelegten Verhandlungen gehen am 30. April zu Ende. Zu einem Vertrag über eine Zweistaatenlösung wird es bis dahin nicht kommen. Kerry strebt deshalb einen Rahmenplan an, keine Interimslösung, sondern ein Grundlagenpapier für künftige Verhandlungen.

Knackpunkte sind, soweit an die Öffentlichkeit dringt, die von Netanjahu geforderte Anerkennung Israels als jüdischer Staat sowie Sicherheitsregelungen für das Jordantal. Kerrys Reise nach Jordanien und Saudi-Arabien gilt der Rückendeckung für Abbas, aber auch den Möglichkeiten beider Staaten, die Palästinenser zu Kompromissen in den beiden Punkten zu bewegen.

Eine fortgesetzte israelische Militärpräsenz im Grenzgebiet zu Jordanien lehnt die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) ab. Denkbar wäre ein gemeinsames Sicherheitsaufgebot oder die Stationierung ausländischer Truppen. „Ich glaube, in den nächsten Wochen müssen wir alle ein paar schwierige Hausaufgaben erledigen“, meinte Kerry.

Neue Hindernisse

Eine zusätzliche Verhandlungsrunde birgt neue Hindernisse. Die Palästinenser drängen auf einen Baustopp in den Siedlungen, den Israel nach wie vor ablehnt. Um die PLO weiter bei der Stange zu halten, wäre mindestens eine neue Amnestie nötig. Ohne die vereinbarte Entlassung von weiteren 500 Inhaftierten werde es keinen Frieden geben, meinte Abbas.

Erikat stimmte Kerry am Wochenende zu, dass die Gespräche auf keinen Fall scheitern dürften, und seine israelische Mitstreiterin, Justizministerin Zipi Livni, dürfte es ähnlich sehen. Livni bangt um den jüdischen, demokratischen Staat, dessen Ende absehbar wäre, sollte die Zweistaatenlösung scheitern. Den Palästinensern bliebe nur der mühsame juristische Weg durch die internationalen Instanzen.

Sehr weit sind sie damit bisher nicht gekommen. Sollte Abbas Kerrys Mission zum Scheitern bringen, braucht er nicht damit zu rechnen, dass die USA die PLO in New York stützen werden.

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13 Kommentare

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  • M
    MarcH

    Kerry scheitert wie alle vor ihm - nur dilettantischer.

    Warum er scheitert?

    Darum:

    " It is not that Israelis have changed their minds fundamentally about West Bank since 1967. What has been going on since 1920’s is a continual struggle between Jews and Arabs for division of British Mandate less Trans Jordan. Each side has been trying to get as much as it can of this land which is roughly the territory of ancient Israel and Jews have gradually but persistently pushed Arabs back.[...]

    usw. (http://bit.ly/1mKeEXo)

  • Mit Spannung verfolge ich die Gespräche, die Aussenminister Kerry im Nahost Friedensprozess führt. Ist ja noch nicht viel darüber zu erfahren. Der Konflikt zwischen Israel und Palestina ist ja nur ein Schlüssel für einen dauerhaft friedlichen Nahen Osten. Ein anderer großer Konflikt ist die regionalmacht Iran die Israel vorkommen muss wie im kalten Krieg, in Westdeutschlland davor, das der Russe kommt, die rote Flut. Andererseits kann dieses riesen Land mit uralter Kultur nicht mit der miltärischen Bedrohung mit massenvernichtungswaffen, als Atomwaffen, eines winzlings und „Emporkömmlings Israels sein und ist deshalb auch so hartnäckig in der friedlichen Nutzung der Kernenergie. Schließlich will Iran nicht erpressbar sein. Atomwaffen sind ja deshalb eine gute Sache, so sagt man, wegen des Gleichgewichts des Schreckens. Wenn aber nur eine seite …. Andererseits hat Israel ein hohes Sicherheitsbedürfnis und fühlt sich von Feinden umzingelt. ...

  • es scheint nicht so einfach, darüber zu reden, woran Kerry's mission scheitern wird. aber ich versuch es mal.

    die mission wird daran scheitern, dass Kerry dem denken in Israel, am liebsten garkeinen palästina-staat als nachbar haben zu wollen, nichts entgegenzusetzen hat. also sucht er unter den verschiedenen positionen, in denen das zum ausdruck kommt, nach dem 'am wenigsten schmutzigen hemd'.

    statt sich Meir Dagan, dem ex-mossad-chef anzuschließen und zu erklären: das Jordan-tal ist nicht sicherheitsrelevant, also hat da eine israelische militär-präsenz schon mal garnichts verloren, und irgendeine andere schutztruppe eigentlich auch nicht. schließlich haben Jordanien und Israel einen friedensvertrag geschlossen - wieso soll jetzt Jordanien auf einmal wieder als feind behandelt werden?

    so könnte man all das, was irgendwie in dem rahmenprogramm vorkommen soll, punkt für punkt durchgehen. und dabei Israel die eine oder andere grenze setzen, und zwar ohne damit den palästinensern mehr zu geben, als sie verlangen.

    am ende käme man übrigens beim Gaza-streifen an, der in all den verhandlungen überhaupt nicht vorzukommen scheint. und dessen belagerung dringend aufgehoben gehört - wenn man den konflikt nicht weiter am kochen halten will.

    da all dies aber nicht zur sprache kommt, sondern so getan wird, als reiche es aus, wenn man den palästinenserinnen ein paar handelserleichterungen verschafft, muß die mission scheitern.

    • @christine rölke-sommer:

      Tja, wieso „soll jetzt Jordanien auf einmal wieder als feind behandelt werden?“

       

      Vielleicht ist es nicht gerade opportun, auf eine Monarchie zu setzen, die von 500 Exilanten aus der großen arabischen Wüste gebildet wird. Im Nahen Osten sind in den vergangenen drei Jahren ganz andere Regime ins Wanken geraten, aus welchen Gründen auch immer. Friedensverträge haben manchmal eine kurze Lebensdauer, da ist es vielleicht besser, noch etwas Substantielles in der Hand zu haben. Israel ist auf Dauer angelegt, während diese 7. Jahrhundert-Geschichte gerade um aller Leute Ohren fliegt und nach dem Ende des Saudi-Öls sowieso in genau der Versenkung verschwinden wird, aus der sie gekommen ist. Aber dann bitte, ohne normale Zivilisationen mit in den Abgrund zu reißen.

      • @Senckbley:

        nach der begründung bleibt nur noch, die friedensbemühungen in kriegsbemühungen umzubenennen. wäre ehrlicher.

        im übrigen kann ich mir vorstellen, dass Jordanien lieber weniger als mehr direkte grenze zu Israel hätte.

         

        ach so ja, die versenkung, aus der "diese 7.Jahrhundert-Geschichte" kommt, wird spätantike genannt und steht für die gleichursprünglichkeit von christentum, judentum und islam, also "normale Zivilisationen" wie wir sie heute kennen.

        • @christine rölke-sommer:

          "die gleichursprünglichkeit von christentum, judentum und islam"

           

          Man kann natürlich immer irgendwo abschreiben und sich falscher Ursprünge rühmen. Herr zu Guttenberg musste das schmerzlich am eigenen Leib erfahren. Andere sind da noch nicht so weit.

          • @Senckbley:

            tja, religionsgeschichte ist ne spannende materie. aber wir wollen ja nicht abschweifen....

             

            nachdem nun Kerry die anerkennung als jüdischer staat - was vor Netanyahu nie einer verlangt hat - in das rahmenprogramm für weitere verhandlungen aufgenommen hat http://972mag.com/john-kerrys-attack-on-liberal-democracy/85287/

            und außerdem die knesset grad die 2-staat-lösung beerdigt hat http://mondoweiss.net/2014/01/knesset-votes-solution.html

            kann Kerry in zukunft eigentlich gleich in anderen weltgegenden pendeln. oder mal ne weile zuhause bleiben.

            • @christine rölke-sommer:

              Kerry will imperial neu ordnen, da stören solche lästigen Konflikte in der Peripherie.

              • @Senckbley:

                na das ist ja mal ein steiler satz!

                ichsachmaso: wollen darf er je dürfen, aber das war's auch schon. oder ist wer verpflichtet, sich imperial ordnen zu lassen?

                • @christine rölke-sommer:

                  Kommt drauf an, was man sich aus Daumenschrauben macht.

  • verstehe ich nicht: wieso sollte dem Kerry seine mission an Abbas scheitern? weil Abbas erst nachgeben will, wenn versprochen wird, noch mal 500 leutz freizulassen?

    wieso scheitert die nicht daran, dass man unbedingt möglichst alles jüdisch-besiedelte land behalten, dafür aber nen paar arabisch-besiedelte dörfer loswerden will?

    • @christine rölke-sommer:

      Ich muss Ihnen direkt mal recht geben: bei einem Referendum im arabischen Triangle würde wohl die Mehrheit der Bewohner bei Israel bleiben wollen (Umfragen gehen von über 80% aus), die wollen ja schließlich nicht die Zukunft der eigenen Kinder gefährden durch Eingemeindung in einen dann entstehenden palästinensischen Frontstaat.