Frequenzen für Mobilfunk: Schneller unterwegs
Durch die Versteigerung neuer Frequenzen hofft die Politik auf ein schnelles Ende der Funklöcher. Verbraucherschützer glauben nicht daran.
Immer mehr Menschen verwenden mobile Geräte, also Tablets, Smartphones oder Notebooks – und drängeln sich auf den vorhandenen Frequenzen. Gleichzeitig gibt es immer noch Funklöcher und Gebiete, in denen kein schnelles Internet zur Verfügung steht. Die Versteigerung soll der Anfang einer Lösung für beide Probleme sein.
Und wie soll die aussehen?
Mit den neuen Frequenzen können die Mobilfunkunternehmen die Versorgung mit mobilem Internet verbessern. Vor allem ländliche Regionen sollen davon profitieren, Gebiete um Autobahnen und ICE-Strecken. Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat zudem angekündigt, dass bis 2018 sämtliche Funklöcher geschlossen sein sollen. Gleichzeitig soll das Geld, das der Staat mit der Auktion einnimmt, in den Breitbandausbau fließen, also zumindest teilweise in das Verlegen von Kabeln.
Ist das alles realistisch?
Ihr Ausbauziel für 2014 hatte die Bundesregierung verfehlt. Ilja Braun, Referent für Telekommunikation beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), meint auch für die aktuellen Ziele: „Das ist so nicht realistisch.“ Derzeit nutzen etwa die Rundfunksender noch die Frequenzen um 700 Megahertz. Diese sollen sie ab 2016 schrittweise abgeben. So wollen es jedenfalls Bund und Länder, die Rundfunkanbieter selbst hätten gerne mehr Zeit dafür.
Wenn der Rundfunk Frequenzen abgeben muss – wie sieht man dann in Zukunft fern?
Auf neuen Frequenzen. Für Verbraucher, die derzeit DVB-T-Empfänger nutzen, heißt das: Sie müssen sich, sobald der Rundfunk seine Frequenzen abgibt und auf DVB-T2 umstellt, ebenfalls ein für den neuen Standard kompatibles Gerät besorgen.
Aber dafür haben dann alle schnelles Internet.
Verbraucherschützer Braun bezweifelt, dass die Einnahmen der Versteigerung ausreichen, um den Breitbandausbau im geplanten Ausmaß zu finanzieren. Er kritisiert außerdem, dass die Politik sich in Sachen Internetanbindung zu sehr auf die Bandbreite konzentriere. „Hauptziel müsste nicht eine höhere Bandbreite sein, sondern eine bessere Versorgung in der Fläche.“ Denn nur jeder vierte Verbraucher, der die Möglichkeit habe, eine Bandbreite von über 50 Megabit pro Sekunde zu bekommen, schließe auch einen entsprechenden Vertrag ab. Der Umweltverband BUND fordert zudem, dass vor der Neuvergabe eine Umweltprüfung durchgeführt werden müsse – um eine Belastung durch Elektrosmog möglichst niedrig zu halten.
Wer bietet bei der Auktion mit?
Es sind drei Anbieter zugelassen: die Telekom, Vodafone und Telefónica, zu der O2 und E-Plus gehören.
Wer bietet nicht mit?
Neueinsteiger, die den verbleibenden drei Konkurrenz machen könnten. So hatte etwa die Firma Liquid Broadband vor, ein eigenes Mobilfunknetz aufzubauen und dafür statt großer Masten kleine, wohnungskompatible Funkstationen zu verwenden. Das sollte den Aufbau eines neuen Netzes auch für ein noch nicht am Markt etabliertes Unternehmen erschwinglich machen. Doch die Teilnahme an der Auktion war Liquid Broadband dann zu teuer. Ein gerichtliches Vorgehen scheiterte.
Warum vergibt die Bundesnetzagentur die Frequenzen nicht einfach?
Gesetzlich ist eine Versteigerung als übliches Verfahren festgeschrieben, wenn die Nachfrage nach Frequenzen größer ist als das Angebot.
Wie viel Geld soll reinkommen?
Die Mindestgebote summieren sich auf rund 1,5 Milliarden Euro. Im Jahr 2000 brachte die Versteigerung der UMTS-Lizenzen einen Rekorderlös von gut 50 Milliarden Euro. Mit einer Summe dieser Größenordnung rechnet heute allerdings niemand.
Wie lange wird die Auktion dauern?
Das hängt davon ab, wie hoch die Unternehmen bieten. Je mehr Bieterrunden nötig sind, desto länger dauert es. Doch auch andere Faktoren können ihn in die Länge ziehen. Zum Beispiel kann jeder Bieter einmalig eine Unterbrechung der Auktion fordern – dann geht es erst am nächsten Tag weiter. Die vergangenen Versteigerungen dauerten drei, beziehungsweise sechs Wochen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!