Freies Internet in Berlin: WLAN für alle taucht wieder auf
Klaus Wowereit zeigt sich offen für ein öffentliches WLAN-Netz. Ein drahtloser Internetzugang, der auch für jedermann kostenlos ist, bleibt allerdings eine Illusion
Der Regierende Bürgermeister will ein öffentliches WLAN-Netz in Berlin noch einmal prüfen lassen. Wenn es ein Beispiel dafür gibt, wie es in der Praxis funktioniert, sei dies ein guter Anlass, sagte Klaus Wowereit (SPD) dem Tagesspiegel. Das Beispiel, um das es ging: Der Elektronikkonzern Motorola hat in Aachen ein WLAN-Netz in Ampelschaltkästen aufgebaut. Das Netz deckt etwa die Hälfte der Innenstadt ab.
Kunden des Kabelbetreibers Unitymedia können in Aachen kostenlos mobil ins Internet, wenn sie zu Hause auch einen Breitband-Internetanschluss von Unitymedia haben. Dieser kostet mindestens 20 Euro im Monat, die Mindestvertragslaufzeit liegt bei zwölf Monaten. Wer Kunde bei der Telekom, bei Alice oder einem anderen Anbieter ist, guckt in die Röhre - oder muss bei seinem Mobilfunkanbieter einen Tarif zum mobilen Surfen über das Handynetz kaufen.
Erst im Januar hatte der Senat die Installation von WLAN-Funkmasten auf Laternen und Ampeln abgelehnt. Problematisch war, dass etwa die Hälfte der Berliner Laternen mit Gas leuchtet und strombetriebene Sendeanlagen dort nicht angebracht werden könnten. Auch an Ampeln sei dies teils nicht möglich, so der Senat. Wie es mit den Ampelschaltkästen aussieht, die in Aachen genutzt werden, wurde damals nicht geprüft.
In Berlin hatte das Unternehmen Airdata angeboten, ein öffentliches WLAN-Netz aufzubauen, und hatte von einem "kostenlosen Zugang" gesprochen. Zahlreiche Politiker, Medien und Internetaktivisten gingen diesem Marketingspruch auf den Leim und dachten, das Unternehmen wolle tatsächlich mehrere Millionen Euro in Berlin investieren, um dann jedermann einen kostenlosen und unbegrenzten Internetzugang zu schenken. Ein Sprecher der Aktiengesellschaft räumte zwar auf Nachfrage ein, die Investition solle sich schon rechnen, den genauen Weg dahin wollte er aber nicht bekannt geben.
Eine Möglichkeit: Das WLAN-Netz wird nur für einzelne Webseiten geöffnet, der Rest kostet Geld. So läuft es bei dem Aachener Konkurrenzmodell "Öcher Netz": Frei zugänglich sind Wikipedia, der Busfahrplan, die Seiten von Universität, Fachhochschule und Stadtverwaltung, zwei private Webseiten über Aachen und eine Karnevalsseite. Wer dagegen Mails, Nachrichten oder andere Informationen sehen will, muss 14,90 Euro für einen Monat zahlen. Wer nur einen Tag lang in den Weiten des Netzes unterwegs sein möchte, muss immerhin noch 4 Euro bezahlen. Für die Gelegenheitssurfer ist es allerdings deutlich billiger, einen Internettarif ihres Mobilfunkanbieters zu buchen, bei dem sie ohne Grundgebühr je nach Volumen der abgerufenen Daten zahlen.
Möglich wäre auch, dass nicht die Nutzer zahlen, sondern die Anbieter: Amazon und Ebay würden dann dem WLAN-Betreiber Geld geben, damit man sie auch mobil immer erreichen kann. Nichtkommerzielle Webseiten blieben dagegen unerreichbar. Eine andere Möglichkeit: Der WLAN-Betreiber versucht, sein Angebot über Werbung zu finanzieren. Die Werbung käme dann zusätzlich zu der, die bereits auf den Webseiten zu sehen ist. Dieser Weg ist allerdings wenig erfolgversprechend, da sich mit Werbung im Internet kaum Geld verdienen lässt.
Bliebe nur noch eine Möglichkeit: Der Senat müsste das WLAN-Netz selbst aufbauen. Aber nicht einmal das wäre kostenlos - bezahlt würde dann mit dem Geld der Steuerzahler.
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