: Freibierskandal eskaliert
Rohrenfels gegen Ludwigsmoos (Teil 3): Die Einigung vor Gericht scheint so nah. Doch dann beginnt der Kempfle Max zu zicken. Verzweifelte Richterin bittet um Bedenkzeit
INGOLSTADT taz ■ Im Fußballkrieg an der Donau sind die Fronten verhärtet. Auch das Landgericht Ingolstadt vermochte die „Freibier-Affäre“ zwischen den beiden verfeindeten Kreisklassisten SV Ludwigsmoos und SC Rohrenfels nicht zu schlichten.
Dabei schien eine Einigung so nah wie nie: Der Sponsor des SC Rohrenfels, der Küchenmöbelhersteller Kempfle Max, hatte sich nach langem Hin und Her bereit erklärt, seine ehrverletzenden Behauptungen gegen die Ludwigsmooser Kicker zurückzunehmen. Begründung: Er könne sie halt nicht beweisen. Im Frühsommer hatte Kempfle den Ludwigsmoosern unterstellt, ein Spiel absichtlich vergeigt und damit den Klassenerhalt der Rohrenfelser akut gefährdet zu haben. Als Bestechungsgeld hätten die Aktiven der SV Ludwigsmoos 100 Liter Freibier angenommen und vermutlich sogar getrunken. Indes war das Spiel gegeneinander vor zwei Wochen erfrischend unblutig verlaufen (siehe taz vom 17. 10., „Hundert Liter Zweisamkeit“).
Weil der Kempfle Max das nun nie wieder öffentlich behaupten wolle, war der SV Ludwigsmoos zufrieden und im Gegenzug bereit, seine Klage auf Widerruf zurückzunehmen. Als es dann aber um die Gerichtskostenaufteilung ging, begann der Kempfle Max zu zicken: Die Ludwigsmooser, forderte er, sollten gefälligst mehr als die Hälfte der Kosten tragen, wie es das Gericht vorgeschlagen hatte. Schließlich seien sie es gewesen, die das Verfahren angezettelt hatten. Das war denn doch zu viel der neuerlichen Provokation. Ende, Schluss, Aus, man werde den Prozess fortsetzen, erklärten die Verantwortlichen des SV Ludwigsmoos.
Nach der Verhandlung kam es am Donnerstag noch fast zum Eklat, weil Kläger und Beklagter zu beiderseitigem Erstaunen zunächst das gleiche Wirtshaus angesteuert hatten. Während der Kempfle Max ins Telefon schnaubte, er mache „in der Sache keine Angaben mehr“, schon gar nicht gegenüber dieser „blöden Berliner Tussi“ (gemeint war die taz), erklärte der Spielertrainer vom SV Ludwigsmoos, Günter Kraus, notfalls werde die gesamte Mannschaft mobilisiert, um als Zeugen vor Gericht auszusagen.
Die verzweifelte Richterin am Landgericht Ingolstadt kündigte an, sie werde am 23. November entscheiden, ob sie dies zulasse.
(Aktenzeichen: 30 13 81 / 00)
HEIKE HAARHOFF
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen