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Freestyle Electronica

■ Source-Label-Nacht mit Alex Cortex live und Move D als DJ im Pudel Klub

Ihre Stadt ist musikgeschichtlich längst ein Begriff. Anfang der 60er Jahre existierte dort eine lebendige Jazz- und Krautrock-Szene, später schlossen sie Flower-Power-Kiffer in ihr psychedelisches Herz. Die Rede ist von Heidelberg. Oder Highdelberg, je nachdem. Das romantische Städtchen am Neckar ist die Heimat der Source-Label-Betreiber David Moufang und Jonas Grossmann.

Wie viele Raver der ersten Generation mussten sie back in the days für echten Techno noch ins Frankfurter Dorian Gray fahren, bevor sie mit dem Milk-Club vor der eigenen Haustür erlöst wurden, einem der „ersten inhaltlichen House- und Techno-Läden Deutschlands“ (Spex). Soviel Bewusstseinserweiterung hat natürlich Folgen: 1992 markieren zwei Whitelabels die Geburtsstunde von Source-Records. Mit guten Kontakten, beispielsweise zum Hause Warp, und wichtigen Lizensierungen aus England und Japan hangelte man sich von Release zu Release bis zum ers-ten Höhepunkt. 1995 veröffentlichte David Moufang, der sich inzwischen Move D nannte, das Album Kunststoff. Weiträumig-sanfte Sound-Texturen gegen den pochenden Puls der Zeit.

Doch andere Zeiten, andere Gewinner. Einer heißt heute Alex Cortex. Nach diversen Maxis mit reduziertem Techno-Funk hat er sich soeben mit Laconic vom Dancefloor verabschiedet. Sein neues Motto: Alles geht und noch mehr muss. Die Platte experimentiert mit einer Vielzahl von Klängen, Rhythmen und Harmonien. Freestyle Electronica im hörenswertesten Sinne.

Auf die Live-Darbietung darf man gespannt sein. Allerdings genauso auf die helfenden Hände von Move D. Der hat jüngst für die Vertonung von Thomas Meineckes Roman Tomboy zarten Space Jazz geschmiedet, der seine Beats aus Ambient und Techno gleichermaßen speist. Ob sich ein paar Theorie-tracks über hinterlistige Geschlechterstudien und das Weibliche an sich in Move Ds DJ-Set schleichen werden, wird also zu hören sein. Wenn ja, ist das aber auch kein Problem im Pudels: Die sind da schon mit ganz anderen Klängen übern Berg, egal ob nun high oder nicht.

Der Abend wird eröffnet von Suberdefekt und dem Mitgastgeber Ralf Köster von der hiesigen MFOC-Posse, es folgt Nikola Duric – die 12'' „Shine“ seines Trios B-Recordings zierte seinerzeit ein Remix von Move D. Alles nichts für Leute, die am nächsten Morgen um 10 Uhr Estrich verlegen müssen.

Thorsten Bathe

Freitag, 22 Uhr, Pudel Klub

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