Frauentagsprotest mit reger Beteiligung: Weltweit Frauen auf der Straße
Am Internationalen Frauentag demonstrierten weltweit zehntausende Menschen: Allein 40.000 waren es in Madrid, weitere in Indien, Mexiko, Uruguay, Russland.
In Europa war Madrid die Protesthauptstadt: Dort versammelten sich mindestens 40.000 Demonstranten vor dem Rathaus, bevor sie zur Plaza de España zogen. Auf Transparenten und Schildern waren immer wieder das Wort „Gerechtigkeit“ und Slogans wie „Wir sind nicht alle hier“ und „Wenn du nicht schweigst, bist du nicht mehr schön“ zu lesen. Ähnliche Protestmärsche gab es in Barcelona, Alicante, Valencia, Granada und Bilbao sowie zahlreichen weiteren europäischen Städten.
In der Istiklal-Straße in Istanbul versammelten sich mehr als 10.000 zumeist weibliche Demonstranten, um Gewalt gegen Frauen anzuprangern. Sie wandten sich auch gegen Staatschef Recep Tayyip Erdoğan und riefen „Tayyip, Tayyip, renn, renn, wir kommen“.
Einige Demonstranten trugen Schilder mit der Aufschrift „Nein“. Damit wandten sie sich gegen Erdoğans Pläne für eine Verfassungsreform, die ihn mit weitreichenden Befugnissen ausstatten soll. Über das Vorhaben wird am 16. April in einem Referendum abgestimmt.
In Ankara fand ebenfalls eine Frauen-Demo statt. Auch hier wurden „Nein“-Schilder in die Höhe gehalten. Im südosttürkischen Diyarbakir demonstrierten mehrere hundert Frauen. In der Türkei werden jedes Jahr hunderte Frauen ermordet, viele von ihren Ehemännern.
Wie Feminist*innen protestieren
In New York kamen zwischen 3.000 und 5.000 Menschen zusammen. Eine Kundgebung fand in der Nähe des Trump Towers statt, wo US-Präsident Trump ein privates Apartment hat. Rund 2.000 vorwiegend weibliche Demonstranten versammelten sich in Los Angeles
Mehrere hundert kamen am Weißen Haus in Washington zusammen. Dort trugen viele Frauen rosarfarbene „Pussy-Hüte“, als ironische Anspielung auf die Prahlereien des Immobilienmoguls mit sexuellen Übergriffen. „Pussy“ bezeichnet nicht nur eine Katze, sondern vulgärsprachlich für Vagina.
Festnahmen in Moskau
Trump hatte als Kandidat unter anderem über eigene sexuelle Übergriffe auf Frauen berichtet. Er löste zudem große Befürchtungen aus, weil er versuchen könnte, Gleichberechtigung und Frauenrechte aus ideologischen Gründen zu unterminieren. Als eine seiner ersten Amtshandlungen ließ er per Erlass Finanzhilfen der USA für internationale Nichtregierungsorganisationen stoppen, die Schwangerschaftsabbrüche unterstützen.
Kurz nach seiner Amtseinführung hatten sich im Januar hunderttausende Frauen und ihre Unterstützer in der US-Hauptstadt Washington zum „Women's March“ versammelt. In zahlreichen anderen Städten weltweit gab es parallel dazu sogenannte Schwestermärsche. Damals tauchten auch erstmals die „pussy hats“ als Protestsymbol auf.
In der uruguayischen Hauptstadt Montevideo kamen am Weltfrauentag mehrere zehntausend Demonstrantinnen zusammen. Das lateinamerikanische Land erlebte zuletzt nach amtlichen Angaben eine Zunahme häuslicher Gewalt gegen Frauen. In der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires versammelten sich tausende Frauen auf der berühmten Plaza de Mayo beim Regierungssitz, um mehr Gleichberechtigung zu fordern. Auch in Mexiko, Chile und weiteren lateinamerikanischen Ländern wurde demonstriert.
Im brasilianischen Rio de Janeiro wurde der Flughafen Antonio Carlos Jobim symbolisch für zehn Tage nach der Frauenrechtsaktivistin Maria da Penha umbenannt. Frauenproteste gab es auch in vielen anderen Städten weltweit, darunter im indischen Neu Delhi und in Dhaka in Bangladesch, wo Opfer von Säureattacken bei einer Modenschau über den Laufsteg liefen.
In Moskau wurden am Internationalen Frauentag mehrere Feministinnen bei einer Protestaktion am Kreml festgenommen. Die Frauen hatten ein Transparent mit der Aufschrift „Männer sind seit 200 Jahren an der Macht, nieder mit ihnen“ und Rauchfackeln hochgehalten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Jeder fünfte Schüler psychisch belastet
Wo bleibt der Krisengipfel?
Gespräche in Israel über Waffenruhe
Größere Chance auf Annexion als auf Frieden