Frauenprojekt fehlt das Geld: Evas Arche läuft auf Grund
Bezirk Mitte setzt Frauenzentrum Evas Arche auf die Streichliste. Nach Protesten soll immerhin ein Projekt für Arbeitslose weiter unterstützt werden.
Das ökumenische Frauenzentrum Evas Arche, das einzige seiner Art in Berlin, steht auf der Kippe: Heute entscheidet sich in der Bezirksverordnetenversammlung von Mitte, ob es kaputtgespart wird. Seit Petra Ziep, der Geschäftsführerin von Evas Arche, vor einem Monat mitgeteilt wurde, dass der Bezirk seinen Zuschuss von etwa 120.000 Euro für 2008 streichen wird, stehen die Frauen des Projekts in der Großen Hamburger Straße Kopf. Denn das Geld wird als Kofinanzierung für eine ABM-Maßnahme und die soziale Arbeit benötigt. Eine Zusage des Jobcenters, die ABM 2008 zu bewilligen, lag bereits vor.
Die ABM-Maßnahme ist ein wichtiges Standbein des Frauenprojekts. Durch die Arbeitsbeschaffungsmaßnahme können 14 langzeitarbeitslose, schwer vermittelbare Frauen ein Jahr lang einer sozialversicherungspflichtigen Arbeit nachgehen. Die ABM-Teilnehmerinnen betreuen hilfebedürftige, alleinstehende Seniorinnen und unterstützungsbedürftige Kinder von Alleinerziehenden. Der finanzielle Zuschuss des Jobcenters an Evas Arche für dieses Projekt lag 2007 bei 230.000 Euro.
Die Finanzierung durch den Bezirk wird auch für die Leitung und die Betreuung der ABM-Absolventinnen gebraucht. Denn anders als früher gerät eine Frau, die diese Maßnahme durchläuft, nach einem Jahr wieder in die Arbeitslosengeld-II-Spirale von Hartz IV. Es sei denn, es gelingt ihr, nach Ablauf der Maßnahme eine andere Arbeit zu finden. Koordination und Betreuung heißt bei Evas Arche im Klartext deshalb: soziale Hindernisse, die die Frauen an einer regulären Arbeit hindern, aus dem Weg räumen, Motivation stärken, Weiterbildung anbieten.
Das ABM-Projekt und die begleitenden Tätigkeiten verschlingen den Großteil der - wie im Falle der Arbeitsamtsgelder auch noch zweckgebundenen - Zuwendungen, die das Zentrum erhält. Die niedrigschwellige soziale Beratung, die Berufsberatung, der Mutter-Kind-Bereich, die Bildungs- und Veranstaltungsarbeit, die das Zentrum zusätzlich leistet, werden teils durch einen Zuschuss des Senats in Höhe von 67.000 Euro gedeckt, teils durch Spenden. Das ist nicht sehr viel Geld in Anbetracht der Nutzerinnenfrequenz, die in Evas Arche bei 12.000 im Jahr liegt. Da einige Frauen Mehrfachnutzerinnen sind, schätzt Petra Ziep die Zahl der Frauen, die das Angebot regelmäßig nutzen auf 5.000 Frauen. Darunter sind auch viele Polinnen, denn Evas Arche hat ein Tandemprojekt mit polnischen Frauen entwickelt.
Massive Proteste der Frauen haben im Bezirksamt ein Nachdenken - und neuerliches Umschichten der auch für den Bezirk zu knappen Mittel - bewirkt. Der Haushaltsvorschlag, über den die Bezirksverordnetenversammlung nun abstimmen soll, will Evas Arche immerhin doch einen Zuschuss von 50.000 Euro gewähren. "Wir würden das Geld ausschließlich in die Kofinanzierung des ABM-Projekts stecken", sagt Ziep.
Die niedrigschwellige Arbeit indes fällt weg. Zwei Sozialarbeiterinnen und der Verwaltungsfachkraft wurde bereits gekündigt. "Wir haben alle Veranstaltungen für Januar abgesagt, um uns zu sortieren und Prioritäten zu setzen", sagt Ziep. Auch die theologische Referentin, die mit Spenden finanziert wird, kann nur noch bis Mai bleiben, weil nicht genug Spenden für alles da sind, was nun irgendwie doch noch bezahlt werden muss. "Spenden fließen dahin, wo mit großen Gefühlen hantiert werden kann - mit Gewalt und traurigen Kindergesichtern etwa. Präventive Arbeit im Frauenbereich dagegen ist nicht medienwirksam", fasst Ziep das Dilemma nicht nur ihres Frauenprojekts zusammen.
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