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Frauenfußball in der SchweizEidgenössische Probleme

Inka Grings wurde als Fußball-Nationaltrainerin der Schweiz abberufen. „Einvernehmlich“, heißt es. Doch ihr Abgang hat nicht nur sportliche Gründe.

Inka Grings bei der 1:7-Niederlage ihres Schweizer Teams gegen die Weltmeisterinnen aus Spanien Foto: imago/Koller

Das sind schon etliche Klicks, bis man auf der Website des Schweizerischen Fußballverbandes (SFV) die Mitteilung findet, dass Inka Grings aufhört.

Ihren Job als Nationaltrainerin ist die 45-jährige Fußballlehrerin nach weniger als einem Jahr wieder los. Das hat sportliche Gründe, aber nicht nur. Fußballerisch ist das Problem, dass ihr in 14 Spielen nur ein Sieg gelang – ein 2:0 über die Phi­lippinen. Es soll während der WM in Australien und Neuseeland zu Auseinandersetzungen in der Kabine gekommen sein. Ein Vorfall auf dem Rückflug aus Australien habe dann dafür gesorgt, dass Grings den Rückhalt auch des Teams verloren habe, heißt es.

Und doch ist das nicht alles. Grings selbst sagt: „Um – aufgrund der aktuellen Ereignisse – Druck von Mannschaft und Verband zu nehmen, habe ich mich schweren Herzens zu diesem Schritt entschieden.“ Schon der Plural zeigt an, dass es nicht allein um die jüngste 1:7-Schlappe gegen Spanien geht.

Ermittlungen gegen Tecklenburg

Um – aufgrund der aktuellen Ereignisse – Druck von Mannschaft und Verband zu nehmen, habe ich mich schweren Herzens zu diesem Schritt entschieden.

Inka Grings

Grings ist zu allem Überfluss auch in den Skandal um den Ehemann der Ex-DFB-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg verwickelt. Dieser, Hermann Tecklenburg, soll in 513 Fällen Sozialabgaben zurückgehalten haben. Das betrifft Grings zwar nur zu einem geringen Teil, der juristisch auch schon längst abgehakt ist – aber sie hatte wohl ihren Arbeitgeber SFV nicht informiert. Grings war 2019/20 beim Männer-Oberligisten SV Straelen als Trainerin angestellt. Dessen Präsident ist Hermann Tecklenburg, und der soll ihr Teile ihres Lohnes schwarz ausgezahlt haben. Alles wurde jedoch zurückgezahlt.

Wie groß der Anteil Hermann Tecklenburgs an der Demission seiner Frau beim DFB ist, lässt sich bislang kaum sagen. Aber die sich auf den ersten Blick aufdrängende Parallele von Grings zu Voss-Tecklenburg erweist sich nicht als tragfähig. Zumal die meist mit der nicht gerade wichtigen Information untermauert wird, dass die beiden früher mal liiert waren.

Eher schon gibt es Vergleichbarkeiten des Schweizer Frauen- mit dem deutschen Männerfußball. Beide Auswahlen sind in einer veritablen Krise, die sich nicht mit mangelnder Qualität des kickenden Personals erklären lässt. Beide Auswahlen haben demnächst eine Heim-EM vor sich – DFB 2024, SFV 2025 –, und beide hatten sich mit erfahrenen Trainerstäben darauf vorbereitet, die sie beide nun austauschen müssen. Grings ist quasi Flick, und die Schweiz sucht eine Nagelsmännin.

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