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Frauenfinale bei den French OpenRapperin trifft auf Lieschen Müller

Der leichte Weg von Świątek und Gauff ins Finale wirft einen Schatten auf den Wettbewerb. Umso mehr Klasse verspricht das Duell.

Menschlich und sportlich gereift: Coco Gauff überzeugt in Paris auch abseits des Platzes Foto: Michael Euler/dpa

Es ist dann doch noch ein kleines Traumfinale in dieser leicht merkwürdigen Damen-Konkurrenz der French Open geworden. In Paris schieden ja die topgesetzten Spielerinnen gleich reihenweise schon in der ersten Woche aus. Auch die mit Starpotenzial: Vorjahressiegern Barbora Krejčíková aus Tschechien verabschiedete sich bereits nach einem Match aus der französischen Hauptstadt. Genauso wie Naomi Osaka, das Gesicht des Frauentennis. Die Spanierin Paula Badosa schied in Runde drei aus. Der britische Popstar Emma Raducanu durfte exakt zweimal auf der Terre Battue, der roten Asche, im Stade de Roland Garros spielen.

So bleiben eigentlich nur noch Iga Świątek und Cori, genannt Coco, Gauff übrig. Die 21 Jahre alte Polin gewann gegen Darja Kasatkina aus Russland am Donnerstag mit 6:2, 6:1 und feierte damit ihren 34. Sieg in Serie. Świątek, die 2020 in Paris ihren bislang einzigen Grand-Slam-Titel gewinnen konnte, benötigte in einer wieder völlig einseitigen Partie auf dem Court Philippe Chatrier lediglich 64 Minuten für ihren Erfolg. Gauff dominierte die Italienerin Martina Trevisan ähnlich souverän und siegte 6:3 und 6:1. Beide Halbfinalmatches dienten hier in Paris als Beleg für die These, dass das Frauentennis vielleicht nicht in einer Krise steckt, aber doch insbesondere in Sachen Entertainment im Vergleich zu den Herren abfällt.

Da trifft es sich ganz gut, dass Świątek und Gauff am Samstag das Endspiel bestreiten. Veranstalter, Fans, Medien, sie alle hoffen endlich auf ein hochklassiges und vielleicht auch mal ausgeglichenes und deshalb spannenderes Match. Świątek geht natürlich als Favoritin in dieses Damenfinale. Bisher hat sie nur gegen die Chinesin Zheng Qinwen im Achtelfinale einen Satz abgegeben. Świątek wirkt auf dem Platz rastlos und in einer Art permanentem Erledigungsmodus. Ihre Bewegungen sind schnell, ihre Schläge brutal hart. Sie zermürbt ihre Gegnerinnen regelmäßig und hat auf diese unbarmherzige Art in diesem Jahr schon fünf Turniere auf der Tour gewonnen.

Kritiker sagen, der Polin würde das nötige Charisma fehlen, um auch nur in die Nähe einer Naomi Osaka zu kommen. Świątek schillert nicht. Sie ist ein Normalo. Gauff, ihre Gegnerin am Samstag, legt ihr das sogar zum Vorteil aus. „Ich kenne sie von vielen Juniorenturnieren. Damals war sie noch weit hinten im Ranking. Jetzt ist sie die Nummer eins und ich muss wirklich sagen, dass sich an ihr nichts geändert hat – außer ihrem Tennis“, sagte die Amerikanerin über ihre nächste Gegnerin. Dazu könnte man ihr eigentlich nur gratulieren, so Gauff weiter.

Statement gegen Waffengewalt

Die 18-Jährige aus Atlanta, Georgia, ähnelt in ihrem Stil auf dem Platz Świątek. Auch Gauff spielt druckvolles und variantenreiches Power-Tennis. Abseits des Courts könnten die beiden aber kaum unterschiedlicher sein. Das fängt schon beim Outfit an. Während Świątek eher wie Lieschen Müller rüberkommt, setzt die Amerikanerin gerne mal Statements.

Nach ihrem Halbfinalsieg gegen Trevisan sah sie oben auf dem Podium bei der Pressekonferenz mehr wie ein Rapperin aus. Ihren schwarzen Bucket Hat, einer dieser Fischerhüte, die in Paris bei der Jugend gerade schwer angesagt sind, hatte sie sich tief ins Gesicht gezogen. Dazu trug sie eine schwarze Trainingsjacke.

Gauff hat aber noch mehr zu bieten als coole Outfits. Die Amerikanerin, deren Stern 2015 in Wimbledon aufging, als sie im Alter von 15 Jahren erst im Achtelfinale gestoppt wurde, hat eine enorme Entwicklung hingelegt. Als Spielerin, aber vor allem auch als Mensch. „Frieden! Beendet Waffengewalt“, schrieb Gauff auf die Linse der TV-Kamera nach ihrem letzten Match am Donnerstagabend. Es ist üblich, dass Tennisprofis nach ihren Siegen Grüße oder Botschaften auf die Linse der Kamera hinterlassen. Es sei ein spontaner Einfall gewesen, sagte Gauff hinterher zu der aufmerksamkeitswirksamen Aktion. Wie reflektiert und reif der Teenager mittlerweile ist, davon zeugte dann auch ihr spontaner Monolog über Waffengewalt in den USA. „Für mich ist es wichtig, die Plattform, die ich habe, zu nutzen. Vor allem hier in Europa“, sagte sie.

Sportlich fehlt Gauff noch der ganz große Coup, aber sie ist auch nicht – wie so viele junge Profis nach schnellen Erfolgen zu Karrierebeginn – abgestürzt, sondern im Ranking stetig geklettert. Und jetzt ist sie richtig da – ausgestattet mit einem wunderbaren Humor und viel Sinn für die Perspektive. Fehlt nur noch der Grand-Slam-Titel.

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2 Kommentare

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  • "Veranstalter, Fans, Medien, sie alle hoffen endlich auf ein hochklassiges und vielleicht auch mal ausgeglichenes und deshalb spannenderes Match."

    Na, immerhin wurde die Marke von einer Stunde geknackt...



    Es ist tatsächlich recht erstaunlich, wie einseitig die Damenkonkurrenz sehr häufig abläuft. Es ist ja nichtmals so, dass Konkurrenz fehlen würde: In den letzten 5 Jahren gab es 14 verschiedene Siegerinnen bei Grand Slam Turnieren (im Vergleich zu gefühlt dreien über die letzten 15 Jahre bei den Herren ^^), dennoch "spazieren" die Siegerinnen immer wieder ohne nennenswerten Widerstand zum Titel- Woran das liegt - absolut keine Ahnung. ich glaube allerdings nicht, dass auf drei Gewinnsätze verlängerte, einseitige Matches besserung brächten.

  • Vielleicht muss das Frauentennis wirklich auf 3 Gewinnsätze bei den Majors gehen. Das wird natürlich die Turniere ein wenig verlängern, aber irgendetwas muss ja passieren, denn diese Beliebigkeit der Ergebnisse nervt einfach. Keine epischen Erzählungen,nicht nur im Match sondern auch Drumherum von Duellen über eine Dekade hinweg, stattdessen ploppen Spielerinnen auf, werden Nummer 1, gewinnen ein Grand Slam Turnier mit 18, tauchen wieder ab. Klar, das hat auch biologische Gründe, aber liegt eben auch am Wettkampfformat. Es braucht wieder eine Graf oder Navratilova, Serena, die sind dann übrigens auch reichweitenstärker bei den von ihnen verbreiteten Botschaften.