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Frauen und alte MännerAbschätziger Blick auf die Figur

Geht es ums Aussehen, sind Frauen gnadenloser als Männer: Frauen finden ihre alten Männer nicht mehr so hübsch, so eine neue Studie. Männer aber finden ihre gealterten Frauen weiter schön.

So schön, wie Gott sie schuf. Bild: dpa

Sind Männer gewissenlose Lügner oder hadern Millionen Frauen tatsächlich grundlos wegen ihres Aussehens? In einer neuen Umfrage erklärten nämlich 70 Prozent der Männer, dass sie ihre Partnerin für "sehr attraktiv" hielten. Hingegen gaben nur 57 Prozent der Frauen ihren Partnern so gute Noten für die Optik.

Mit zunehmendem Alter klaffen die Aussagen sogar noch weiter auseinander. Männer über 50 Jahre bewerteten das Aussehen ihrer Partnerin immerhin noch zu 60 Prozent als hervorragend - die Frauen in dieser Altersgruppe ringen sich so eiin Urteil kaum noch ab: Nur gut 30 Prozent gestanden ihrem Partner auf einer Skala von 1 bis 10 noch sieben oder mehr Schönheitspunkte zu. So das Ergebnis einer Forsa-Umfrage für die Zeitschrift Geo.

Interessant an der Umfrage sind nicht nur die Werte, sondern auch die Interpretationsmöglichkeiten.

Erste Möglichkeit: In der Umfrage ist alles ehrlich beantwortet. Frauen sind allem Körperlichen gegenüber tatsächlich viel nörgeliger als die Männer. Deswegen bewerten sie auch die Optik des Partners kritischer.

Reifere Männer wiederum haben ein entspannteres Verhältnis zu Alter und Verfall und finden daher auch ihre gleichaltrige Partnerin viel schöner als umgekehrt. Das wäre natürlich klasse und könnte Millionen von Frauen ermutigen, ihr Hadern vor dem Spiegel einzustellen.

Zweitens: In der Umfrage ist alles ehrlich beantwortet. Die Werte kommen durch die vielen Paare zustande, in denen der Mann erheblich älter ist als die Frau und deswegen von der Attraktivität der jungen Partnerin schwärmt, während sich umgekehrt die Begeisterung junger Frauen über die Optik ihres älteren Gegenübers in Grenzen hält. Allerdings gibt es nach wie vor nur vergleichsweise wenige Paare, wo die Frauen erheblich jünger sind, sagt die Statistik.

Dritte Möglichkeit, die Psychoerklärung: Die Umfrage ist ungefähr so ehrlich wie die Sex-Studien, die nicht nur Statistiker zum Grübeln bringen. Nach diesen "Sex-Studien" haben die befragten Männer immer sehr viel mehr Geschlechtsverkehr als die befragten Frauen. Obwohl zum heterosexuellen Sex nun mal zwei gehören, tja.

Vielleicht sind die Antworten der Männer in der Schönheits-Umfrage daher taktischer Natur. Männer haben Schuldgefühle, weil ihre Frauen ständig mit ihrem Körper unzufrieden sind oder ein schlechtes Gewissen, weil sie jüngere Frauen attraktiver finden. Aus Überkompensation loben sie dann die Schönheit auch der älteren Frau.

Frauen wiederum haben ein heimliches Rachebedürfnis, weil sie unter dem Schönheitswahn leiden und pflegen daher hämische Gedanken gegenüber dem männlichen Körper.

Vielleicht finden sich unter den Befragten aber auch einfach alle Varianten: Altersentspannte, liebende Männer, lügende Männer, Männer mit jungen Geliebten und rachedurstige oder einfach nur realistische Frauen.

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3 Kommentare

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  • PR
    Paul Riedel

    Dieser Artikel kann nur von eine hoffnungsvolle Frau geschrieben worden sein. Ferner stimme ich schaf# voll zu. Ich kann sicher mit meine Grammathik nicht punkten, aber Frau Dribbusch sollte ihre Recherchen ausserhalb Stammtischen betreiben.

  • A
    anke

    Studien und ihre Interpreten!

     

    Es gibt mindestens noch eine weitere Interpretationsmöglichkeit für die genannten Studienergebnisse. Nachdem Attraktivität per Lekikon-Definition die von einem Objekt(!) ausgehende Anziehungskraft ist, lässt sich mit Kopernikus behaupten, Männer hätten (vor allem im fortgeschrittenen Alter) im Vergleich zu ihren (und allen übrigen) Frauen einfach sehr viel weniger Masse. Offenbar nämlich zieht es eher den Mann zur Frau als umgekehrt. Dass dieses Phänomen allerdings irgendwelche Auswirkungen auf die Stabilität eines einmal austarierten Systems (hier: die Beziehung) hätte, kann ernsthaft nicht behauptet werden.

     

    Was übrigens die Ehrlichkeit angeht – die steht sowieso außer Zweifel. Die Wahrheit, nicht wahr, liegt immer im Auge des Betrachters. Und wie mit ihr umgegangen wird, liegt ausschließlich in des Betrachters Ermessen.

  • S
    schaf#2

    Ich weise ungern darauf hin, aber nicht nur zum heterosexuellen Sex gehören zwei. Falls Sie meinten, dass dazu 'zwei sich voneinander unterscheidende Geschlechter bzw. spezifischer Mann und Frau' gehören - und daraus die rechnerische Diskrepanz resultiert - dann schreiben Sie das doch auch bitte.

    Es ist mir schon bewusst, dass das jetzt wieder als Haarspalterei aufgefasst werden wird, nichtsdestotrotz finde ich die Schlussfolgerung, die sich aus ihrer Formulierung ergibt, mehr als absurd. (Und wer weiß, vielleicht gehören zum Sex - egal mit wem und wie - ja per Definition des Mannes eben nicht immer zwei; das würde für mich den Unterschied recht gut erklären.) Auf jeden Fall geht mir eins mächtig auf die Nerven: Nämlich, dass Homosexualität, sei es ernsthaft oder mit einem wohlwollend-liberalen Augenzwinkern, immer noch als 'die ultimative Bedrohung von Männlichkeit' verstanden und dementsprechend herangezogen wird, um dem Durschnitts-Hetero-Mann ein bisschen Angst einzujagen.

    Die gewünschte Reaktion: "Lieber gar kein Sex als schwulen Sex." Man beobachtet diese Rhetorik schon auf dem Schulhof, sie setzt sich, in subtilerer Form, in der Zeitung fort. Schade, eigentlich.

    (Die Realität sieht übrigens anders aus – und die Tatsache, dass man es im Deutschen als 'Not-Homosexualität' und nicht wertfrei als 'situative Homosexualität' bezeichnet, lässt ja auf das Verhältnis der Wichtigkeit zwischen den Wortbestandteilen schließen: Im Zweifelsfall dann doch für Sexualität - egal mit wem.)