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Frankreich schließt FessenheimAus für umstrittenes Atomkraftwerk

Fessenheim gilt schon lange als Sicherheitsrisiko, jetzt will Frankreich dem Atomkraftwerk die Betriebserlaubnis entziehen. Allerdings mit Aufschub.

Ruhe in Frieden: Dem Atomkraftwerk Fessenheim wird die Betriebserlaubnis entzogen Foto: dpa

Paris dpa/afp | Frankreich hat die Schließung des umstrittenen Atomkraftwerks Fessenheim an der Grenze zu Deutschland besiegelt. Ein entsprechendes Dekret wurde am Sonntag im Amtsblatt veröffentlicht, wie Energie- und Umweltministerin Ségolène Royal via Twitter mitteilte. Die Sozialistin hatte den Schritt bereits vor einigen Tagen angekündigt und die Abschaltung für 2018 versprochen. Deutschland und Umweltschützer sehen das älteste französische Atomkraftwerk schon lange als Sicherheitsrisiko.

Der Betreiber EDF hatte der Schließung in der zurückliegenden Woche allerdings nur unter Bedingungen zugestimmt. So soll Fessenheim erst dann geschlossen werden, wenn der Europäische Druckwasserreaktor (EPR) in Flamanville am Ärmelkanal ans Netz geht – er soll nach langen Verzögerungen Ende 2018 fertig sein.

In Frankreich ist ein Dekret zur Stilllegung des umstrittenen Atomkraftwerkes Fessenheim erlassen worden. Die Anordnung zu dem Akw unweit der Grenze zu Deutschland, die am Sonntag im Amtsblatt veröffentlicht wurde, macht die Schließung allerdings von der Inbetriebnahme eines modernen Europäischen Druckwasserreaktors (EPR) in Flamanville abhängig. Diese dürfte frühestens 2019 erfolgen.

Der EPR-Reaktor in Flamanville hätte ursprünglich schon 2012 in Betrieb gehen sollen, bei seinem Bau traten aber immer neue Schwierigkeiten auf. Frankreichs Präsident François Hollande hatte ursprünglich versprochen, die beiden 40 Jahre alten Reaktoren von Fessenheim bis Ende 2016 abzuschalten.

Scharfe Kritik aus Deutschland wegen Verzögerung

Der Verwaltungsrat des Stromkonzerns EDF hatte am Donnerstag beschlossen, dass ein Antrag auf einen Entzug der Betriebserlaubnis von Fessenheim erst „in den sechs Monaten“ vor der Inbetriebnahme des Flamanville-Reaktors eingereicht werden soll. In Deutschland sorgte dies für scharfe Kritik: Das Bundesumweltministerium sprach von einer „großen Enttäuschung“ und forderte die französische Regierung auf, eine Stilllegung von Fessenheim „zügig“ einzuleiten.

In dem Atomkraftwerk, das 30 Kilometer südwestlich von Freiburg liegt, gibt es immer wieder Pannen und Zwischenfälle. Kritiker verweisen zudem auf das Erdbebenrisiko in der Region.

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4 Kommentare

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  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Flamanville ist ja schon ein vorprogammierter Pannenreaktor durch Pfusch am Bau. Und dann hängt das Abschalten ja auch vom Wahlausgang ab. Marine Le Pen will Fessenheim auf jeden Fall wieder ans Netz bringen und Fillon wird auch eine Ausrede finden, den Meiler wieder anzuschalten. Bei Macron weiss man ja eh nicht, was er will, seine Aussagen zur Kernenergie sind sehr undurchsichtig. Bleiben nur noch Mélenchon und Hamon, die einen totalen Atomausstieg wollen . Mélenchon hat einen klaren Plan, wie er Atomkraft vollständig durch erneuerbare Energien ersetzen will. Hamon dagegen ist an die überwiegend atomfreundliche PS gebunden und hat in seinem Wahlkampfteam auch den absoluten Kernenergiebefürworter Arnaud Montebourg. Meiner Ansicht nach gibt es vorerst keinen Grund zur Freude.

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @82236 (Profil gelöscht):

      Malheureusement, vous avez tout à fait raison !

  • Da es an das Anfahren von Flamanville geknüpft ist, ist ein Abschalten doch gar nicht absehbar. Die Freude kommt hier eindeutig zu früh

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Auch Dekrete haben ihr Gutes.

    Dank aus Baden-Württemberg, Ségolène Royal!