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Fox News-Chef Ailes entlassenBye, Boss!

Der mächtigste konservative Nachrichtensender der USA hat seinen Chef gefeuert. Das könnte zum Problem für Donald Trump werden.

Der einstige Kopf des konservativen US-Senders: Roger Ailes Foto: ap

Dezember 2011, Dinner im Weißen Haus, Roger Ailes tritt an Barack Obama heran. Und der Präsident der Vereinigten Staaten sagt zu Ailes, dem Chef von Fox News: „Wie ich sehe, ist der mächtigste Mensch der Welt auch hier.“

So beschreibt es Gabriel Sherman in seiner – natürlich unautorisierten – Biografie über ebenjenen Supermächtigen Roger Ailes. Doch seit Freitag hat es sich mit mächtigster Mensch und Ailes. Denn der Mann, der Fox News zum krawalligsten und erfolgreichsten Nachrichtensender des Landes gemacht hat, ist gefeuert worden. Ex-Moderatorin Gretchen Carlson hatte Ailes wegen mehrfacher seuxueller Belästigung verklagt – diverse Frauen haben sich angeschlossen, unter ihnen auch Megyn Kelly, das aktuell vermutlich bekannteste Gesicht des Nachrichtenkanals.

Die kritische Masse war wohl erreicht. Ailes, der – wenn man Shermans Biografie glaubt – in den vergangenen 20 Jahren hunderte Anlässe geboten hat, ihn zu entlassen, ist nun nicht mehr tragbar. Rupert Murdoch, Boss von 21st Century Fox, der Mutterfirma von Fox News, hat ihn fallen gelassen.

Damit geht nicht einfach irgendein Medienmanager, der an der Spitze irgendeines Senders stand, damit geht der Mann, der Fox News vor 20 Jahren quasi im Alleingang aufbaute, zum reichweitenstärksten Nachrichtensender machte, zum Sprachrohr des konservativen, angsterfüllten Amerika – und so „ein Land spaltete“ (Sherman). Nicht wenige Beobachter fragen sich deshalb, ob Ailes' Aus auch das Ende von Fox News sei. Die Antwort: Nein, mit einem Aber: Denn der andauernde Quotenanstieg könnte ohne den Stimmungsfühler Ailes tatsächlich ein Ende haben.

Besonders problematisch könnte Ailes‘ Abgang für einen werden: Donald Trump. Der Milliardär, der so gerne Präsident werden möchte, und der 76 Jahre alte Ailes sollen gut befreundet sein. Und jeder weiß: Wer republikanischer Kandidat und republikanischer Präsident werden möchte, braucht Fox News hinter sich. Dafür, dass der Sender weiterhin treu zu seinem (so wird man es wohl bei Fox News sehen) Kandidaten steht, muss nun der 85 Jahre alte Rupert Murdoch sorgen. Er übernimmt die Geschäfte kommissarisch.

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