Fotosammlung von Günter Zint: St. Pauli-Museum macht dicht

Wegen der Coronapandemie und deshalb ausbleibender Besucher*innen schließt das Museum auf dem Hamburger Kiez. Dabei war es erst vor Kurzem umgezogen.

Günter Zint im Flur des St. Pauli-Museums stehend

Da gab es noch Hoffnung: Günter Zint Anfang Juni im gerade bezogenen Standort des St. Pauli-Museums Foto: Christian Charisius/dpa

HAMBURG taz | Erst vor vier Monaten hatte das St. Pauli-Museum in neuen Räumen wieder geöffnet. Und erst zu Beginn des Monats hatte das Museum eine neue Foto-Ausstellung über den Stadtteil und seine Fassadenlandschaft beherbergt. Doch nun ist Schluss: Das Museum macht dicht, nachdem am Montag der Trägerverein des Museums seine Auflösung beschlossen hat. „Aufgrund der Coronapandemie gab es keine wirtschaftliche Grundlage mehr“, sagt Geschäftsführerin Julia Staron.

Dem Museum, das insbesondere die umfassende Fotosammlung des berühmten Kiezfotografen Günter Zint ausstellt, fehlten wie vielen anderen Institutionen der Kulturbranche durch die Pandemie die Einnahmen. Rund 100.000 Besucher*innen kamen bislang jedes Jahr ins St. Pauli-Museum. Öffentliche Förderungen erhielt das Museum in den vergangenen Jahren nicht. Einzig aus Eintrittsgeldern sowie Spenden und Kooperationen finanzierte der Trägerverein den Betrieb.

Doch ausreichend Besucher*innen, vor allem Tourist*innen, blieben zuletzt aus. Es hätten kaum Kooperationsveranstaltungen mit anderen Kultureinrichtungen durchgeführt werden können. „Unter diesen Voraussetzungen kann der Museumsbetrieb nicht aufrechterhalten werden“, sagt Staron.

Günter Zint, der das Museum gründete und dessen Entstehungsgeschichte bis in die 1980er-Jahre zurückgeht, zeigte sich nach der Entscheidung zur Auflösung des Vereins schmallippig. Eine Zukunft für seine Fotosammlung gebe es noch nicht.

„Die Geschichte wird nicht untergehen“

Dabei schien Ende letzten Jahres das Aus des Museums schon einmal festzustehen. Da flatterte für die damals noch angemieteten Räume in der Davidstraße eine Mieterhöhung ins Haus. Die Koalition im Bezirk Mitte aus SPD, CDU und FDP kündigte kurzerhand an, dem Museum 20.000 Euro zur Verfügung zu stellen, um wenigstens einige Monate weitermachen zu können und nach neuen Räumen zu suchen.

Im Juni, als die Pandemie schon in vollem Gang war, folgte der Umzug ans Nobistor in das Gebäude, in dem früher das Beatlemania-Museum war. „Schon der Umzug ist wegen der Coronapandemie schwer gewesen“, sagt Staron. Es war der sechste Umzug seit der Gründung Ende der 1980er.

Es dürfte wohl der letzte gewesen sein, auch wenn Staron optimistisch ist. „Die Geschichte wird nicht untergehen“, sagt Staron. Die umfassende Sammlung von Günter Zint bleibe schließlich erhalten.

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