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Fortsetzung folgt...?

■ Leslie Nielsen zieht blank: "Die nackte Pistole", 18.55 Uhr, Pro 7

In dem Katastrophenfilm „Airport 1979: The Concorde“, einem der zahllosen Ableger der erfolgreichen Arthur-Hailey-Verfilmung „Airport“, haucht die Stewardeß Sylvia Kristel: „You pilots are such... m e n!“ Woraufhin der reife George Kennedy geschmeichelt zurückgibt: „They don't call it a cockpit for nothing.“

Angesichts solcher Szenen brauchte es schon nicht mehr viel, den Unfug vollends ins Komische zu wenden. Jerry und David Zucker sowie Jim Abrahams, kurz ZAZ, die schon als Studenten ihre KommilitonInnen mit einer Comedy-Revue unterhalten hatten, nahmen die Last auf sich und das Genre gehörig auf die Schippe. Gewiß war „Airplane“ nicht die erste Parodie der Filmgeschichte, aber das ZAZ-Team kam mit einem besonderen Clou daher: Sie besetzten Haupt- und Nebenrollen mit allbekannten TV-Veteranen, darunter Instanzen wie Peter Graves, Robert Stack oder Leslie Nielsen, die mit todernstem Gesicht abstruse Sätze von sich gaben, derweil die drei Regisseure rundum ein wüstes Chaos anrichten ließen. Lloyd Bridges beispielsweise veralberte in „Airplane“ seinen Part aus der TV-Serie „San Francisco International Airport“.

Ähnlich verfuhr das ZAZ-Trio mit Leslie Nielsen. Der war bis dahin ausschließlich als seriöser Schauspieler hervor- und unter anderem in der Serie „The Protectors“ als Deputy Chief Sam Danfort angetreten. Jim Abrahams und die Zucker-Brüder engagierten ihn 1982 für ihre überdrehte Polizeiserie „Police Squad“. Als Detective Frank Drebin schießt Nielsen zwar stets am Ziel vorbei, kommt aber dennoch dort an.

Heute ist Nielsen berühmter denn je. Dies verdankt er der Hartnäckigkeit der ZAZ-Troika. 1988 griffen sie auf ihr erfolglos gebliebenes „Police Squad“-Konzept zurück und realisierten den Kinofilm „Die nackte Kanone“ – wiederum mit Leslie Nielsen in der Hauptrolle. Auf der Leinwand kam der typische ZAZ-Humor ungleich besser zur Geltung, ist doch „Police Squad“ im Grunde zu schnell und zu komplex für den kleinen Bildschirm. Von der ersten Sekunde an gehen wahre Gag-Garben auf die Zuschauer nieder. Bereits der Vorspann enthält eine Fülle von Anspielungen und obendrein den Tod des jeweiligen „Gaststars“. In einer Episode ist es Florence Henderson, die mustergültige Mutter aus „Drei Mädchen und drei Jungen“ – die Gute wird in ihrer Fernsehküche erschossen und taucht danach nie wieder auf.

Die Komik des ZAZ-Triumvirats findet stets auf mehreren Ebenen gleichzeitig statt: Wenn Drebin beispielsweise eine Zeugin verhört, ihr nacheinander eine Zigarette, Kaffee, Tee, Kekse, Obstkuchen, Torte anbietet und vorn ein Kellner seinen Servierwagen durchs Bild schiebt, linst im Hintergrund der Pariser Eiffelturm ins Fenster des amerikanischen Großstadtreviers. In der Originalfassung wird zudem so konsequent gekalauert, daß sich die Läufe biegen. Da umfaßt das Angebot eines Schlüsseldienstes wie selbstverständlich auch „Florida Keys“, „Honkeys“ und „Turkeys“.

Die US-Kritiker mochten den ZAZ-Appeal, das Publikum hingegen sah sich überfordert, und so wurde die Serie nach nur sechs Episoden abgesetzt. Die Neuauflage fürs Kino hieß im Original „The Naked Gun: From the Files of Police Squad“, und „Files“ meint in diesem Falle eben auch die Karteikästen mit den Gags, die man für Nielsen und seine Mitspieler ausgeheckt hatte. „Die nackte Kanone“ war ein derartiger Kassenschlager, daß Fortsetzungen nicht ausblieben. Der Kreis schließt sich, wenn sich nun der deutsche Titel für „Police Squad“ wiederum auf die Spielfilmreihe bezieht: „Die nackte Pistole“, ab heute bei Pro 7. Harald Keller

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