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"Forbes"-Liste der ReichstenSelfmademen aus dem Süden

In China und Indien gibt es mehr Milliardäre, der Anteil der US-Bürger unter den Super-Reichen ist hingegen gesunken. Viele, die in der Krise viel verloren hatten, sind jetzt wieder dabei.

Erstmals reichster Mann der Welt: Carlos Slim Helú. Bild: dpa

Die Superreichen lassen die Finanzkrise langsam hinter sich. Nach herben Verlusten im vergangenen Jahr steigerten die Milliardäre der Welt in diesem Jahr wieder ihre Vermögen - im Schnitt um 500 Millionen auf 3,5 Milliarden US-Dollar. Laut der neuen Forbes-Liste gibt es derzeit weltweit 1.011 Dollarmilliardäre (siehe auch die Bildergalerie).

"Das sind deutlich mehr als im vergangenen Jahr mit 793, aber weniger als 2008 mit 1.125", erklärte Herausgeber Steve Forbes. "Das ist für uns aber ein Zeichen, dass sich die Wirtschaft erholt."

Dazu passt, dass sich unter den Gewinnern dieses Jahres viele wiederfinden, die 2009 krisenbedingt die größten Verluste gemacht hatten. Meist sind es Aktienvermögen, die wegen der Erholung an den Börsen wieder im Wert stiegen. Auf 3,6 Billionen Dollar beläuft sich das Gesamtvermögen der Milliardäre, nach nur 2,4 Billionen Dollar 2009. Das reicht aber noch nicht wieder an die 4,4 Billionen Dollar von 2008 heran.

Der reichste Mensch der Welt heißt diesmal - anders als in den letzten 15 Jahren - weder Bill Gates noch Warren Buffet, und er stammt auch nicht aus den USA. Angeführt wird die Liste erstmals von dem Mexikaner Carlos Slim Helú. Sein Vermögen wird auf 53,5 Milliarden US-Dollar geschätzt, 18,5 Milliarden mehr als im Vorjahr. Zum Vergleich: Die Summe, die Slim Helú in nur einem Jahr scheffelte, entspricht dem Gesamtvermögen von Versandhändler Michael Otto, dem zweitreichsten Deutschen der Forbes-Liste auf Rang 21. Reichster Deutscher ist Aldi-Süd-Gründer Karl Albrecht - er schafft es mit 23,5 Milliarden Dollar gerade noch unter die ersten zehn.

Microsoft-Gründer Gates und Investorenlegende Buffet wurden auf die Ränge 2 und 3 verdrängt. Zusammen mit dem Gründer der Oracle-Datenbanken Lawrence Ellison sind sie die letzten US-Amerikaner unter den Top Ten. Dafür stammen jetzt, anders als zu Beginn des Jahrzehnts, immerhin vier der zehn reichsten Menschen aus dem Süden: neben Slim Helú die beiden Inder Mukesh Ambani und Lakshmi Mittal (Petrochemie und Stahl) sowie der Brasilianer Eike Batista (Rohstoffe). Der Anteil der US-Amerikaner auf der Liste sank seit vergangenem Jahr von 45 auf 40 Prozent.

Das heißt nicht, dass die alten Reichen ärmer werden. So sollen unter den ersten 100 nur zwei weniger Geld als im Vorjahr haben, darunter Theo Albrecht von Aldi Nord. Aber zugleich kommen neue Superreiche hinzu. Zum Beispiel aus Pakistan, das erstmals auf der Liste auftaucht. Während es sich bei den Altmilliardären dabei oft um Erben wie Susanne Klatten und Stefan Quandt (beide BMW) handelt, sind die Neureichen aus dem Süden mehrheitlich Selfmademen. Und Selfmadewomen.

Die meisten der gerade mal 89 Frauen auf der tausendköpfigen Liste haben zwar ihr Vermögen geerbt, wie auch die beiden reichsten Frauen Christy und Alice Walton, Miterbinnen des US-Handelsgiganten Walmart, auf den Plätzen 12 und 16. Nur 14 Frauen haben selbst ihre erste Milliarde erwirtschaftet, aber davon kommt immerhin die Hälfte aus China. Überhaupt stammen zwei Drittel der 97 Newcomer auf der Liste aus Asien, nach China vor allem aus Indien.

Zu den Krisenverlierern gehören die russischen Magnaten. Symbolisiert wird der Abstieg durch Roman Abramowitsch. 2007, vor Ausbruch der Finanzkrise, stand er mit 18,7 Milliarden US-Dollar auf Platz 16 der Liste. Jetzt reicht es mit 11,2 Milliarden Dollar gerade noch für den 50. Platz. Doch das Modell, durch das die Russen auf der Liste zu ihrem Vermögen kamen, scheint immer noch zu funktionieren: Mit den richtigen Kontakten am rechten Platz zu sein, wenn es etwas zu privatisieren gibt - das hat auch den Telefon-Tycoon Slim reich gemacht.

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10 Kommentare

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  • A
    asd

    mal ganz im ernst!

    abgesehen von der durchaus berechtigten kritik in den kommentaren hier.

    ist eigentlich hier kienem klar das diese liste völliger quatsch ist?!

    man kann den "reichsten" man der welt nicht ermitteln.. dazu gibt es viel zu viele schwarzgeld konten/ schweizer bankkonten(oder jerseybankkonten oder andere steuerflucht länder), trustfonds und stille beteiligungen als das man alle vermögensverhältnisse aufdecken könnte!!es ist naiv zu glauben das ein bill gates jemals der reichste mann der welt war! zumal diese rankings (bzw. die verglichenen vermögen) auch immer von den börsenständen abhängig sind, also die realität sehr verzerrt darstellt.

     

    das ist doch alles pure meinungsmache!

  • R
    Roland

    Vielleicht hätte man auch mal erwähnen können, wie diese edlen Menschen-freunde an Ihren unermesslichen Reichtum erreichten. Zum Beispiel durch Korruption und 'Nähe' zur Regierung, im Falle von 'Slim' und den russischen Öl-Mogulen auf jeden!

  • R
    rofl

    Na sowas - hat es die TAZ mit ihrem Rektaljournalismus doch glatt bis auf die Nachdenkseiten geschafft. Das lässt sich durch Kommentarlöschungen nu nich mehr so ohne weiteres bereinigen. Ups.

     

    Das schöne daran is (mal wieder): Qualitätsjournalismus gibt bei engagierten Bloggern umsonst und bei Massenmedien wie euch ... gar nicht.

     

    In diesem Sinne sehe ich einer weiter fortschreitenden Markbereinigung in froher Erwartung entgegen.

  • RM
    Reiner Metzger

    @ Conni: Wo haben wir denn die Milliardäre bejubelt? Und schon immer haben Selfmade-Milliardäre Ihr Geld durch die Arbeit anderer erworben - wie denn sonst. Das, so meinten wir, braucht man nicht ausdrücklich zu schreiben. aber da haben wir offensichtlich falsch gelegen. sorry!

     

    Reiner Metzger, taz chefredaktion

  • N
    Nordwind

    Selfmademen. So'n Blödsinn.

     

    Da ist doch keiner dabei der nicht die von den Gesellschaften bereitgestellten und somit vom Bürger bezahlten Recourcen mit der Absicht persönlicher Bereicherung ausgebeutet hat.

     

    Hätten sie das nicht, würden sie auch nur mit dem Handeln treiben was sie vom Erdboden aufklauben können.

     

    Ich glaube hier ist die taz einmal mehr dem Omnipotenzwahn der selbsternannten Eliten aufgesessen. Berichterstattung geht auch mit deutlich mehr Realismus.

  • D
    Demokrat

    Ja, ich kann Conni nur beipflichten. Mit kritischer Berichterstattung hat das nicht mehr viel zu tun. Das grenzt doch eher an Hofberichterstattung. Bei dieser perversen Situation in unserer Welt, dass 1000 Menschen ein Kapital von 3,6 Billionen Dollar haben, ist eine linke Tageszeitung dazu verpflichtet, kritische Bemerkungen zu machen die zum Nachdenken anregen. Zum Beispiel, ob solch eine Vermögensakkumulation in den privaten Händen einiger (nicht demokratisch gewählter) Personen mit dem Konzept einer Demokratie - auf die wir ja alle ach so stolz sind - überhaupt vereinbar ist...

  • K
    Katev

    In Griechenland findet ein Generalstreik gegen eine asoziale und volkswirtschaftlich absurde Sparpolititk statt, der das ganze Land lahmlegt, aber das Wichtigste für die taz ist diese dumme Millardärs-Liste.

  • M
    Mac-Lennox

    Wie beruhigend, dass es den Milliardären weltweit wieder finanziell besser geht. Und dann spricht man immer noch von Krise. Da kann ich gleich viel ruhiger schlafen.

     

    Wenn man in Mexiko telefoniert, Tortilla isst oder sich bloß eine Busfahrkarte kauft, klingelt es in der Kasse des feinen Herrn Slim Helu. Zudem finanziert er die beiden stärksten Parteien in erheblichem Maße. Insbesondere vor Wahlen. So kann es ihm egal sein, wer unter IHM regiert.

     

    Doch die wichtigste Erkenntnis folgt ganz am Schluss des Artikels. Durch Privatisierungen werden nur wenige Menschen sehr reich, aber der übergroße Rest geht vollkommen leer aus. Oder leben etwa weniger Menschen auf der Erde in Hunger und Armut! Letztlich ist das der Kern des Neoliberalismus.

  • RS
    Reinhold Schramm

    Die Modefarbe 'Rot' ist die Lieblingsfarbe der chinesischen Bourgeoisie und ihrer harmonischen Staats- und Parteiführung.

    Laut "China Daily" verschwendeten im letzten Jahr (2009) reiche Chinesen 6,7 Milliarden Euro für Luxusgüter. Damit ist China weltweit bereits der zweitgrößte Konsument von Luxusgütern hinter Japan. Im Jahr 2009 kauften Chinas Superreiche 27,5 Prozent der weltweit verkauften Luxusgüter. Der boomende Luxusmarkt in China zeigt den Aufstieg einer neuen Generation von Reichen, erklärte Ouynag Kun der World Luxury Association. In China gibt es 825.000 Menschen mit einem Vermögen von jeweils mehr als 10 Millionen Yuan (aufwärts) und 51.000 Menschen mit jeweils mehr als 100 Millionen Yuan (mehr als jeweils 10 Millionen Euro, aufwärts), so "Hurun", eine Forschungsunternehmung "die während 11 Jahren Chinas Reiche und Schöne erforschte", heißt es bei der harmonie-staatlichen CIIC. In Beijing leben mehr als 142.000 Millionäre und Multimillionäre. Nicht wenige Millionäre sind auch in ihrer (noch) harmonischen antikommunistischen Regierungspartei.

    Zur Realität der Einkommensverteilung 2008 in China: In der Stadt lag das "durchschnittliche" verfügbare (differenzierte) Pro-Kopf-Jahres-Einkommen bei ca. 1.717 Euro (für die große Mehrheit der ausgebeuteten LohnarbeiterInnen weit unter 143 Euro monatlich). Auf dem Land liegt das "durchschnittliche" verfügbare (differenzierte) Pro-Kopf-Jahres-Einkommen bei ca. 515 Euro (für die Mehrheit der Landbevölkerung weit unter 43 Euro pro Kopf monatlich). (45 % der chinesischen Bevölkerung lebt in den Stadtregionen, und 55 % lebt auf dem Land* [*ca. 732 Millionen Menschen auf dem Land]).

    Nachtrag: Laut "chinanews.cn" / CIIC, am 31.03.2009: "300.000 Millionäre besitzen Nettoinvestitionsgelder von 8,8 Billionen Yuan" - "Ihre gesamten Nettoinvestitionsmittel belaufen sich auf 8,8 Billionen Yuan (900 Milliarden Euro)" - Auch die Früchte der Ausbeutung und Ausplünderung der Lohnarbeit, der werktätigen Frauen und Männer des chinesischen Volkes, durch die 'harmonischen' Bourgeoissozialisten!

  • C
    Conni

    "Während es sich bei den Altmilliardären dabei oft um Erben wie Susanne Klatten und Stefan Quandt (beide BMW) handelt, sind die Neureichen aus dem Süden mehrheitlich Selfmademen"

     

    Bei allen Respekt, gerade bei den Neureichen aus dem Süden handelt es sich nicht um "selfmade", sondern ähnlich wie bei uns zur Zeit der Industrialisierung um 1870-1910 um Neureiche, die allein auf Ausbeutung und Massenelend ihren Wohlstand gestohlen haben.

     

    Für mich als Linker seit ihr nicht mehr tragbar, für was steht ihr eigentlich, mir kommt es vor, ihr jubelt den Neureichen nur deswegen nach, weil ein paar Prozentpunkte weniger Amerikaner auf der Liste sind. Pfui !