: Fonds ohne Freunde
■ Nur USA, Großbritannien und vier weitere Staaten als Geber des Fonds für Nazi-Opfer
London/Paris (AFP) – Bei der Nazigold-Konferenz in London haben sich nur vier Staaten bereit erklärt, die USA und Großbritannien bei der Bildung eines Opfer- Fonds zu unterstützen. Argentinien sagte ohne nähere Angaben zu. Frankreich, das zunächst eine ablehnende Haltung eingenommen hatte, schloß eine Beteiligung nicht mehr aus. Auch Deutschland hielt die Entscheidung offen. Die Schweiz, deren Banken wegen ihrer Geschäfte in der Nazizeit in der Kritik stehen, lehnte eine Beteiligung an dem Fonds mit Verweis auf ihr nationales Engagement ab.
„Die Haltung Frankreichs zum internationalen Fonds bleibt offen“, sagte eine Sprecherin des französischen Außenministeriums in Paris. 5,5 Tonnen Naziraubgold werden derzeit noch von einer Kommission mit Vertretern Frankreichs, Großbritanniens und aus den USA verwaltet. Theoretisch besteht von seiten Frankreichs Anspruch auf 2,2 Tonnen. Zunächst hatte es geheißen, Frankreich wolle dieses Gold in eigener Regie an die jüdische Gemeinde im Land verteilen.
Auch andere Konferenzteilnehmer wie die Niederlande, Italien und Belgien nahmen zunächst noch eine abwartende Haltung ein. Österreich hat seine Beteiligung an die Bedingung geknüpft, daß sich auch andere Länder mit Anspruch auf Restentschädigungen beteiligen.
An der Konferenz, die noch bis Donnerstag dauert, nehmen Vertreter von 41 ehemaligen Kriegsgegnern und neutralen Ländern sowie von jüdischen Organisationen und Organisationen der Roma und Sinti teil. Die USA und Großbritannien hatten zum Auftakt der Konferenz umgerechnet zehn Millionen Mark als Grundstock für den Fonds bereitgestellt.
Die rumänische Nationalbank dementierte unterdessen Informationen, wonach das Land zwischen 1939 und 1945 Nazigold gekauft haben soll. In den Banktresoren habe es „niemals ein einziges Gramm jüdisches Gold“ gegeben, sagte Zentralbanksprecher Adrian Vasilescu. Rumänien war bis August 1944 Verbündeter von Nazideutschland, ehe es den Alliierten beitrat.
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