: Folterknecht Josef K.
■ Kafkas „Prozeß“ als Wiener Gastspiel auf dem Theaterschiff am Mäuseturm
In Franz Kafkas Roman Der Prozeß führt der kleine Angestellten Josef K. einen verzweifelten Kampf gegen eine ominösen Justizbehörde; ein „Über-Ich“ verurteilt ihn wegen eines bis zum Schluss vage bleibenden Vergehens. Mit einer gelungenen Büh-nenadaption gastieren Regisseur Geirun Tino und sein Wiener Pygmalion-Theater derzeit auf dem Theaterschiff am Mäuseturm. Im Mittelpunkt steht Christian Döring als Josef K., der für die morbide Tragik des schwierigen Stoffs eine ganz eigene Sprache findet. Und er spielt vom Gerichtsdiener über die Haushälterin bis zum Henker alle Rollen zugleich. Mal protestiert er lautstark gegen das Rechtssystem, ist dann wieder sein eigener Folter-knecht und rückt vor Angst zitternd seinen Sträflingshosenbund zurecht. Er bleibt gefangen in einem Käfig aus Selbstbeschuldigungen – bis er nach 90 fesselnden Theaterminuten stirbt „wie ein Hund“.
Andin Tegen
Sa, 20 Uhr, So, 18 Uhr, 15. bis 19. Februar, 20 Uhr, Theaterschiff am Mäuseturm, Hohe Brücke 2
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
