Folge der Finanzkrise: Pakistan droht Staatsbankrott

Pakistans Regierung erwägt den Gang zum Internationalen Währungsfonds, um die Staatspleite abzuwenden. Nebenbei wurde eine Anti-Terror-Resolution verabschiedet.

Pakistan in Geldnot: Helfen soll der Internationale Währungsfond. Bild: reuters

DELHI taz Der globale Finanzcrash hat Pakistans kränkelnde Wirtschaft besonders schwer getroffen - und droht jetzt das Land in den Staatsbankrott zu treiben. Shaukat Tarin, der Finanzberater des Premiers, erklärte, das Land benötige innerhalb der kommenden 30 Tage drei bis fünf Milliarden Dollar, um die Kernschmelze seiner Finanzmärkte zu stoppen. Pakistan werde "als letzte Option" den Internationalen Währungsfonds (IWF) um Hilfe bitten.

IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn erklärte, Pakistans Regierung habe "um Gespräche" gebeten. Islamabad wolle den "Zahlungsschwierigkeiten begegnen, denen sich das Land wegen der hohen Lebensmittel- und Treibsoffpreise sowie der weltweiten Finanzkrise ausgesetzt sieht.

Der Gang zum IWF ist in Pakistan umstritten, denn die Regierung müsste sich dafür strengen Auflagen unterwerfen. Doch Premier Yusuf Raza Gillani verdeutlichte den Ernst der Lage in einem Brief an Oppositionsführer Nawaz Sharif. Er schreibt, "der globale finanzielle Abschwung" habe den "Raum für Wachstum und eine Erholung" erdrückt.

2007 hatten sich zahlreiche ausländische Investoren aus Pakistan zurückgezogen. Der hohe Ölpreis und die weltweit gestiegenen Lebensmittelpreise taten ihr Übriges: Der Staat verlor in den vergangenen Monaten drei Viertel seiner Devisenreserven. Nun sollen der Verkauf von Staatsunternehmen wieder ausländisches Geld ins Land holen.

Pakistan bezahlt mit seinem finanziellen Beinahe-Kollaps für seine jahrzehntelangen Militärdiktaturen. Die 620.000 Mann starke Armee frisst ein Viertel des Staatshaushalts auf. Vor wenigen Monaten legten die Streitkräfte dem Parlament zum ersten Mal in der Geschichte des Landes ihr Budget zur Abstimmung vor. Etliche Groß- und nahezu alle Staatskonzerne sind in der Hand hochrangiger Militärs. Diese haben zahlreiche Monopole geschaffen und sich daran bereichert - was zu Lasten des Wirtschaftswachstums ging.

Wegen dieser wirtschaftlichen Hiobsbotschaften ging eine bedeutende Resolution des Parlaments beinahe unter. Die Abgeordneten beider Kammern erklärten nach tagelangen Konsultationen über die Sicherheitslage des Landes am späten Mittwochabend, dass "Extremismus, Militanz und Terrorismus in allen Formen eine gravierende Gefahr für die Stabilität und Integrität des Nationalstaates" darstellten. Weiter heißt es: "Pakistans Territorium soll nicht in irgendeiner Weise für Angriffe auf andere Länder genutzt werden."

Damit reagierten die Abgeordneten auf die von Afghanistan erhobene Forderung, Pakistan solle Angriffe islamistischer Fanatiker von seinem Gebiet aus unterbinden. Die Medien und religiöse Instanzen sollten dazu beitragen, "einen öffentlichen Konsens gegen den Terrorismus zu schaffen".

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