Flutkatastrophe in Pakistan: Spekulanten verdrängen Flüchtlinge
Das UN-Hochkommissariat ist besorgt über die Vertreibung afghanischer Flüchtlinge aus Pakistan.
GENF taz | Das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) ist besorgt, dass afghanische Flüchtlinge in Pakistan nach der Zerstörung ihrer Unterkünfte durch die Flutkatastrophe dauerhaft aus ihren bisherigen Wohngebieten und schließlich vielleicht sogar ganz aus Pakistan vertrieben werden. In der Umgebung der nordpakistanischen Großstadt Peshawar seien bereits Spekulanten aufgetreten, die das Land aufkaufen wollten, auf denen die Häuser und Hütten der Flüchtlinge standen, erklärte ein Sprecher der UNHCR-Zentrale in Genf.
Mit über 1,7 Millionen vom UNHCR registrierten Flüchtlingen aus dem Nachbarland Afghanistan war Pakistan bislang eines der Länder mit der höchsten Flüchtlingspopulation in der Welt. Die afghanischen Flüchtlinge kamen nach der sowjetischen Invasion in ihrem Heimatland Ende 1979. Damals wurden sie in ländlichen Regionen Pakistans angesiedelt oder auf billigen Grundstücken an den Rändern der Städte.
Infolge des enormen Wachstums der Bevölkerung Pakistans und seiner Städte in den letzten 30 Jahren haben diese Grundstücke inzwischen erheblich an Wert gewonnen und locken Spekulanten an. 1,5 der 1,7 Millionen Flüchtlinge leben in Regionen Pakistans, die von der Flutkatastrophe betroffen sind. Nach bisherigen, noch unvollständigen Erkenntnissen des UNHCR wurden Dutzende von Flüchtlingsdörfern schwer beschädigt und einige völlig zerstört. Allein in der paschtunischen Kyber-Provinz rissen die Fluten über 12.000 Flüchtlingshäuser weg, in denen rund 70.000 Menschen lebten.
Eines der am schlimmsten betroffenen Flüchtlingsdörfer ist Azakheil im Nordwesten Pakistan. Hier verloren mehr als 23.000 Menschen ihre Unterkunft.
Das UNHCR hat von der Regierung Pakistans zwar die Zusage erhalten, dass die von der Flutkatastrophe vertriebenen afghanischen Flüchtlinge in ihre bisherigen Wohngebiete zurückkehren und ihre zerstörten Häuser wiederaufbauen dürfen, doch das UNHCR ist besorgt, dass diese Zusicherungen der Regierung in Islamabad von den lokalen Autoritäten vor Ort nicht gegen die Interessen der Spekulanten durchgesetzt werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Berliner Sparliste
Erhöht doch die Einnahmen!
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid