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Flugzeugabsturz in den USAWrackteile im eiskalten Potomac

Beim Landeanflug auf Washington stößt eine Passagiermaschine mit einem Militärhubschrauber zusammen, Grund unklar. Überlebende sind unwahrscheinlich.

Rettungsversuche im Potomac-Fluss nach dem Absturz bei Washington Foto: Nathan Howard/reuters

Washington dpa/ap/afp | Es ist eine gespenstische Szene in Washington in der Nacht zum Donnerstag: Entlang des Ufers vom Potomac-Fluss heulen Sirenen, ihr schrilles Echo trägt sich über das Wasser – dort spiegeln sich rote und blaue Lichter. Einsatzkräfte durchsuchen das Gebiet fieberhaft, denn es hat sich ein schreckliches Flugzeugunglück ereignet.

Nahe dem Ronald-Reagan-Airport (DCA) ist eine Passagiermaschine mit 64 Menschen an Bord beim Landeanflug mit einem US-Militärhubschrauber kollidiert. US-Behörden gehen nicht von Überlebenden aus. „Zum jetzigen Zeitpunkt glauben wir nicht, dass es Überlebende gibt“, sagte Feuerwehrchef John Donnelly. Trotzdem sind Feuerwehrboote im Einsatz, Rettungskräfte durchsuchen sowohl das Wasser als auch das Ufergebiet.

Noch in der Nacht bargen Einsatzkräfte US-Medienberichten zufolge mehr als ein Dutzend Leichen. CBS berief sich auf einen Polizisten vor Ort und sprach von mindestens 18 geborgenen Leichen.

Die Arbeit für die Rettungskräfte gestaltet sich nach Schilderung von Bürgermeisterin Muriel Bowser und Feuerwehrchef John Donnelly extrem schwierig in der Dunkelheit und im sehr kalten Flusswasser. Laut Donnelly waren rund 300 Rettungskräfte am Unglücksort im Einsatz. Die Rettungsarbeiten könnten sich noch Tage hinziehen.

Kein Hinweis auf Terrorismus

Laut Luftfahrtbehörde FAA handelte es sich bei dem Passagierflugzeug um eine Maschine des Typs Bombardier CRJ700 von American Airlines, die in der Stadt Wichita im Bundesstaat Kansas gestartet war. Der Hubschrauber war nach Angaben des Pentagons ein UH-60-Blackhawk-Hubschrauber. Dem Pentagon zufolge war der Hubschrauber auf einem Übungsflug.

Der Sender CNN berichtete unter Berufung auf einen Beamten des Verteidigungsministeriums, dass sich drei Personen an Bord befunden hätten. Da in Hubschraubern über der US-Hauptstadt häufig Politiker und hochrangige Militärangehörige reisen, stellte der Beamte klar, dass sich kein „VIP“ an Bord befunden habe.

Die Bundespolizei FBI teilte nach Angaben des Senders NBC News mit, es gebe keine Hinweise auf Kriminalität oder Terrorismus. Wie es zu dem Unglück kam, ist unklar, genau wie die Frage, ob die Situation hätte verhindert werden können.

Der stark frequentierte Flughafen DCA befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum am Fluss Potomac und bedient hauptsächlich Inlandsflüge.

Viele Fragen bleiben offen

US-Präsident Donald Trump sagte, er sei umfassend über den Unfall informiert worden. „Was für eine schreckliche Nacht das war. Gott segne euch alle!“, schrieb er auf seiner Plattform Truth Social. Zuvor stellte er die Taktiken des Militärhubschraubers und der Fluglotsen infrage – beides Behörden, die ihm als Präsident unterstellt sind. Das Flugzeug sei über einen längeren Zeitraum hinweg in einer klaren Nacht auf einem perfekten und routinemäßigen Anflugkurs gewesen. Der Präsident fragte „warum der Hubschrauber nicht auf- oder abstieg oder abdrehte“ und „warum der Kontrollturm dem Hubschrauber nicht sagte, was er tun sollte, anstatt zu fragen, ob sie das Flugzeug gesehen hätten“.

Die Passagiermaschine verlor über dem Potomac River rapide an Höhe, wie aus den Daten seines Funktransponders hervorging. Wenige Minuten vor der Landung fragten die Fluglotsen das ankommende Verkehrsflugzeug, ob es auf der kürzeren Landebahn 33 landen könne. Die Piloten stimmten zu und erhielten eine Landeerlaubnis. Keine 30 Sekunden vor dem Absturz fragte ein Fluglotse den Hubschrauber, ob er das ankommende Flugzeug in Sicht habe. Wenige Augenblicke später funkte der Lotse den Hubschrauber erneut an, Sekunden später kollidierten die beiden Maschinen.

Der Flughafen hat nach dem Absturz den Betrieb eingestellt, er soll bis mindestens Donnerstagvormittag geschlossen bleiben.

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