piwik no script img

FlughafengesellschaftExterner Sachverstand gesucht

Der Aufsichtsrat holt Wilhelm Bender für zwei Tage die Woche als Interimschef und gönnt Tegel zur Auffrischung zehn bis zwanzig Millionen.

Will alles besser machen: Matthias Platzeck. Bild: dpa

Am neuen Hauptstadtflughafen sollen nun externe Fachleute helfen, das einstige Vorzeigeprojekt aus der Krise zu führen. Der frühere Chef des Flughafens in Frankfurt, Wilhelm Bender, springt als Berater ein, bis ein neuer Airportchef gefunden ist, wie Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) beim Treffen des Aufsichtsrats am Mittwoch in Schönefeld ankündigte. Den Chefposten hatte der 68-Jährige, der seit 2009 im Ruhestand ist, abgelehnt.

Zudem will sich der Aufsichtsrat unter Platzecks Vorsitz selbst durch Unternehmensberater unter die Arme greifen lassen. Der überlastete alte Flughafen Tegel soll mit 10 bis 20 Millionen Euro saniert werden, damit er bis zur Eröffnung des Neubaus in Schönefeld funktioniert.

Zuvor waren Investitionen von bis zu 50 Millionen Euro im Gespräch gewesen, eingerechnet auch ein Terminalanbau. „Ich weiß, dass andere Summen unterwegs waren“, sagte Platzeck. „Aber sei‘s drum, zehn Millionen Euro sind eine Menge Geld.“ Gedacht sei es etwa für die Gepäckabfertigung und die Toiletten. Luxussanierungen werde es aber nicht geben. Technikchef Horst Amann widersprach Sicherheitsbedenken: „Tegel ist sicher.“

Nach dem Rauswurf des früheren Flughafenchefs Rainer Schwarz war der frühere Fraport-Vorstandsvorsitzende Bender Platzecks Favorit für die Nachfolge, dieser lehnte aber ab. Nun soll er als „Chef-Berater“ an mindestens zwei Tagen pro Woche seinem früheren Kollegen Amann zur Seite stehen. Der Vertrag mit Bender werde ausgefertigt, sagte Platzeck. Der Manager stehe zur Verfügung, bis ein neuer Flughafenchef gefunden sei.

Das werde jedoch noch eine Weile dauern, betonte Platzeck. Bis Monatsende werde ein Personalvermittler unter Vertrag genommen, der umgehend Kandidaten präsentieren solle. „Ich denke, wir werden uns im März Personen angucken können“, sagte Platzeck. Diese seien dann aber vermutlich anderswo unter Vertrag und nicht umgehend verfügbar.

Die Eröffnung des Flughafens war im Januar zum vierten Mal abgesagt worden, weil die Betreiber Technikprobleme, Baumängel und die Folgen von Fehlplanungen nicht in den Griff bekommen. Der Aufsichtsrat trifft sich wieder am 8. März. (dpa)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

5 Kommentare

 / 
  • W
    Wüstenratte

    Der kann vielleicht Deichgraf aber nit mehr!!

  • P
    PeterWolf

    Das wird schwierig.

    Warum sollte sich ein echter Profi so eine kranke Nummer antun, kann er nur bei verlieren.

    Genau deshalb hat Bender abgesagt, und der war wenigstens "joblos".

  • AH
    Andi H

    Das Trauerspiel geht in die nächste Runde !Unternehmensberater,Personalvermittler usw..Dort gehören vernünftige Fachleute hin gestellt Ingineure die ihr Fach verstehen ohne Rücksicht auf das Parteibuch.Vernünftige deutsche Bauleute und nicht Firmen aus Tschechien,Potugal und Polen.Der Platzeck hat anscheinend auch nichts begriffen!Wenn ich die WC-Anlagen in Tegel sehe wird mir echt schlecht!

    Vorallem was diese so genannten Berater wieder für Verträge bekommen werden.Das was hier abgeht ist eine völlige Bankrotterklärung an den reinen Menschenverstand...

  • S
    Stratege

    Solange die Bauherren glauben, sie könnten den Flughafen ohne die Architekten bauen, wird BER nicht fertiggestellt!

     

    Kein nachfolgendes Unternehmen wird in die bestehende Planung und Teilfertigstellung einsteigen ohne exorbitante Kostenforderungen.

     

    Dabei war der Flughafen im Mai zu 90% fertig .... und nun werden die letzten 10 Prozent eine weitere halbe Milliarde € verschlingen!

  • W
    Wüstenratte

    Woher nehmen?????