Flughafenausbau Frankfurt: Verhaltener Protest
Weit weniger als erwartet demonstrierten gegen den Ausbau des Frankfurter Rhein-Main-Flughafens.
WIESBADEN taz Geschichte wiederholt sich, wenn überhaupt, dann nur als Farce. Am 14. November 1981 demonstrierten in Wiesbaden rund 150.000 Menschen gegen den geplanten Bau der Startbahn-18-West am Frankfurter Rhein-Main-Flughafen. Und der damalige, im vergangenen Jahr verstorbene hessische Ministerpräsident und Ausbaubefürworter Holger Börner (SPD) "wankte" nach eigenen Angaben. Er dachte an Rücktritt.
An diesem Sonnabend, 26 Jahre später, demonstrierten in Wiesbaden gerade mal noch - gutwillig gezählt - 2.000 Menschen gegen den geplanten Bau einer neuen Landebahn Nordwest am Frankfurter Airport. Und im Namen sicher auch des aktuellen hessischen Ministerpräsidenten und Ausbaubefürworters Roland Koch (CDU), der ganz bestimmt nicht an Rücktritt denkt, durfte sich der wirtschaftspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Hessischen Landtag, Michael Boddenberg, über den "schwachen Besuch" der Demonstration mokieren. "Wenn immerhin über 60 Organisationen, kommunale Gliederungen der SPD, die hessischen Grünen und die Linkspartei einladen, und es kommen nur ein paar hundert Menschen, dann zeigt das doch, dass es den Menschen viel wichtiger ist, dass mit dem Ausbau mindestens 43.000 neue Arbeitsplätze entstehen."
Machtvoll war die Demonstration ganz gewiss nicht. Mit mehreren tausend Teilnehmern hatten die Bürgerinitiativen schon gerechnet. Deren Sprecher, Winfried Heuser, kündigte denn auch an, dass die Ausbaugegner jetzt "alle juristischen Mittel" ausschöpfen würden, um den Landebahnbau doch noch zu verhindern.
Einzelne Kommunen rund um den Flughafen haben bereits Klagen eingereicht. Andere wollen den Planfeststellungsbeschluss für das Großprojekt abwarten, der noch in diesem Jahr von Kochs Wirtschaftsminister Alois Rhiel (CDU) vorgelegt werden soll. Vom Hauptbahnhof aus zogen die Demonstranten in Richtung Staatskanzlei. Sie trugen Plakate und Spruchbänder wie: "Ausbau ist Lärmfolter!" oder: "Koch muss fliegen!" mit sich. Und ohrenbetäubender Flug- und Kettensägenmassakerlärm kam als "Marschmusik" vom Band.
Auf einer Kundgebung wurde Koch dann vorgeworfen, vor der Wirtschaft eingeknickt zu sein und sein Nachtflugverbotsversprechen im Ausbaufall längst gebrochen zu haben. Das angebliche Nachtflugverbot nach Koch impliziere bis zu 130 Flugbewegungen in der Nacht, kritisierte ein Sprecher einer Bürgerinitiative aus Wiesbaden. Aktuell sind es "nur" 37.
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