Flughafen BER: Wowereit verordnet Harmonie
Der Interimsvorsitzende des BER-Aufsichtsrats fordert die zerstrittenen Vorstände Mehdorn und Amann zur Zusammenarbeit auf.
Der zerstrittene BER-Vorstand soll sich zusammenraufen: „Wir vom Aufsichtsrat erwarten, dass eine Geschäftsführung sich professionell verhält und dass man zusammenarbeitet“, sagte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) am Freitag nach einer außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrats der Flughafengesellschaft, dessen temporärer Vorsitzender er ist. Eine Zusammenarbeit sei „die Anforderung, und da führt auch kein Weg dran vorbei“, erklärte Wowereit.
Technikvorstand Horst Amann hatte sich vor gut einer Woche laut Medienberichten in einem Brandbrief an Aufsichtsratsmitglieder gewandt und sich über den Geschäftsführer Hartmut Mehdorn beklagt: „Die fehlende Bereitschaft des Herrn Dr. Mehdorn, sich mit fachlichen und sachlichen Notwendigkeiten unter Berücksichtigung qualifizierter Mindestanfordernisse auseinanderzusetzen, führt zu einer nicht mehr hinnehmbaren Lähmung der Aktivitäten im Projekt.“ Es werde „versucht, mich gegenüber dem Aufsichtsrat zu denunzieren und zu diskriminieren“. Amann forderte: „Entweder ist meine Tätigkeit und Funktion (wieder) zu stärken oder es sind alternativ in Erfüllung meines Geschäftsführervertrages die Konsequenzen zu veranlassen.“ Dies wurde als Aufforderung gedeutet, ihn von seinen Aufgaben zu entbinden.
Als Retter gerufen
Amann war erst im August 2012 als Retter an die Flughafenbaustelle gerufen worden. Nachdem Flughafenchef Rainer Schwarz im Januar 2013 rausgeworfen wurde, führte er kommisarisch das Unternehmen. Im März bekam Amann einen neuen Chef: Hartmut Mehdorn. Schon bei dessen Vorstellung zeichneten sich Spannungen ab. „Ich brauche niemanden, der den Flughafen fertig baut – das kann ich allein“, sagte Amann damals am Rande der Pressekonferenz.
Mehdorn schoss bereits im Juni bei einer Anhörung im Abgeorentenhaus gegen Amann – ohne ihn namentlich zu nennen: „Ich verstehe eigentlich nicht, warum in den letzten zwölf Monaten am Flughafen nichts oder nur wenig passiert ist“, sagte Mehdorn.
Die beiden Vorstände sind sich uneins, wie man den Flughafen doch noch in Betrieb nehmen kann. Mehdorn macht sich für eine schnelle Teileröffnung des Nordpiers stark, während Amann alle Probleme an dem Bau sorgfältig auflisten und abarbeiten will.
Der Aufsichtsrat billigte am Freitag auch rund 11 Millionen Euro für den Ausbau des Kabelnetzes, über das wichtige Funktionen des Flughafens gesteuert werden sollen. Die Fläche des Flughafengebäudes wurde in der Planungs- und Bauphase deutlich vergrößert. Dabei wuchs das Kabelnetz jedoch nicht im erforderlichen Umfang mit, so dass es jetzt ausgebaut werden muss. Beim Probebetrieb des Flughafens Ende 2011 und Anfang 2012 waren immer wieder Störungen aufgetaucht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Kurdische Gebiete unter Beschuss
Stoppt die Angriffe Erdoğans auf die Kurden in Syrien!