Flugfeld Tempelhof wird aufgehübscht: Der Hügel ruft
Berg, Teich und Boulevard sollen auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof entstehen. Damit sind nicht alle glücklich.
Nach der Vorstellung der Pläne zur Umgestaltung des Tempelhofer Feldes gibt es erste Kritik an den Entwürfen. "Der Park wird so eher zum Vergnügungspark als zu einem Ort für Erholung", sagt Jakob Tigges, Architekt und Erfinder des Kunstprojekts "The Berg". Franziska Eichstädt-Bohlig, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Grünen kritisiert Teile der Planung als "überzogen".
Am Freitag hatte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung den Siegerentwurf für die Gestaltung des Tempelhofer Feldes vorgestellt. Zweieinhalb Jahre nach der Schließung des Flughafens steht damit fest, wie das Feld in zehn Jahren aussehen soll. Geplant sind unter anderem ein 60 Meter hoher Berg und Kletterfelsen, eine Wasserfläche und ein Ausstellungs-Pavillon. Die ehemalige Nordbahn soll zum Boulevard werden.
Tigges und seine Kollegen von der Agentur Mila hatten sich nicht an dem Wettbewerb beteiligt, aber kritisch mit dem Prozess um die Entwicklung des Geländes auseinander gesetzt - auf künstlerische Art und Weise. Sie stellten einen fiktiven Entwurf vor: ein 1.000 Meter hoher Berg mit Seilbahn und Pisten. "Unser Entwurf war eine Metapher für die Einfallslosigkeit des Wettbewerbs", sagt Tigges. Die Vorgaben seien sehr streng gewesen, hätten wenig Freiheit gelassen, etwas zu planen.
Der Siegerentwurf stammt von den beiden britischen Architektenbüros Gross.max und Sutherland Hussey.
Die Architekten teilen das Gelände in sich überlappende Ellipsen und Kreise. So sollen kleinflächige Nutzungen ermöglicht werden. Im Osten soll ein 60 Meter hoher Berg entstehen, am Rande des Vorfeldes ein Wasserbecken. Das Gelände, auf dem 2017 die IGA stattfindet, soll danach von wechselnden Kuratoren gestaltet werden.
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung lobte vor allem eine "intensive Auseinandersetzung" mit dem Flughafengelände, die gleichzeitig die Mächtigkeit des Gebäudes relativiere.
"So schlicht wie möglich", wünscht sich Eichstädt-Bohlig das Gelände. So sehen es auch Anwohner: "Die Mehrheit der Menschen hier wünscht sich, dass das Gelände so bleibt, wie es ist - vielleicht mit ein paar mehr Sitzgelegenheiten und Mülleimern", sagt Peter B., der selbst nahe des Geländes wohnt.
Eichstädt-Bohlig befürchtet zudem, dass die Pläne das Budget sprengen. Vernünftige Wege, das Ausbessern von Schäden, all das werde schon genug ins Geld gehen. Dem widerspricht Mathias Gille, Sprecher der Stadtentwicklungsverwaltung. Die Pläne lägen im Budget. "Es ist realistisch, das umzusetzen." Über einzelne Punkte, beispielsweise die Höhe des Berges, könne dann noch diskutiert werden.
Das Budget ist in diesem Fall 61,5 Millionen Euro groß. Davon sollen gut 10 Millionen in den Internationale Gartenausstellung (IGA) fließen, die 2017 auf dem Gelände stattfinden und insgesamt 50 Millionen Euro kosten soll. Wie viel Planung und Aufbau alleine des Berges kosten würden und wie der Bau umgesetzt werden könnte, konnte die Verwaltung bislang nicht sagen. Andere Felskonstruktionen wie der Kletterfelsen am Teufelsberg bestehen aus einem Unterbau aus Beton, auf dem eine Oberfläche aus Spritzbeton modelliert wurde.
Bis 2020 sollen der Berg und die anderen Elemente des Entwurfs fertig sein. Drei Jahre vorher findet auf dem Gelände die Internationale Gartenausstellung statt - ein Drittel des Parks ist dann nur gegen Eintritt zugänglich. Ein Nord-Süd-Weg zum Durchqueren soll allerdings frei zugänglich bleiben. Auch einige der jetzt gestarteten Pioniernutzer sollen bleiben dürfen. "Das betrifft Pioniere, die gut angenommen werden", sagt Gille. Die Entscheidung darüber liegt bei der Senatsverwaltung und zwei landeseigenen Gesellschaften.
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