Flug nach Guatemala: USA schieben trotz Corona ab
Die USA lassen 120 Menschen per Flugzeug nach Guatemala zurück bringen. Die Bitte der dortigen Regierung, davon abzusehen, wird ignoriert.
Das guatemaltekische Migrationsinstitut hat den Fall offiziell bestätigt und bekanntgegeben, dass sich alle Mitreisenden in der Chartermaschine der US-amerikanischen Abschiebehörde ICE in Quarantäne befänden. Jedoch halten sie sich nicht in einer Einrichtung der Gesundheitsbehörden auf, sondern zu Hause in ihren Heimatorten.
Das galt auch für den positiv getesteten Mann aus dem Verwaltungsbezirk Totonicapan im Osten der Hauptstadt. Der 26-Jährige, der mit 41 weiteren Passagieren aus Arizona abgeschoben worden war, kam ohne Symptome in Guatemala an und wurde einen Tag später mit ersten Symptomen in das Krankenhaus Villa Nueva am Rande der guatemaltekischen Hauptstadt eingeliefert und dort positiv getestet.
Der Fall hat in Guatemala aus zwei Gründen Schlagzeilen gemacht: zum einen, weil die Behörden nicht angeben konnten, ob alle Passagiere, die mit dem Mann gereist waren, getestet wurden. Zum anderen, weil die USA trotz eines offiziellen Ersuchens der guatemaltekischen Regierung vom 17. März, die Abschiebungen auszusetzen, die Flüge nach zweitägiger Unterbrechung wieder aufnahmen.
Export des Virus
Gegen diese Praxis hat das Büro für Lateinamerika (Wola), ein kirchennaher Thinktank in Washington, eine Petition ins Netz gestellt. „Abschiebungen trotz weltweiter Reiserestriktionen durchzuführen, ist inhuman und gefährlich“, kritisiert Daniella Burgi-Palomono gegenüber der taz. Das stelle die ohnehin schwachen Gesundheitseinrichtungen in den betreffenden Staaten vor zusätzliche Aufgaben und exportiere den Corinavirus.
An Bord der Maschinen, die die Migranten nach Guatemala ausfliegen, kehren US-Amerikaner zurück in ihr Heimatland. Das Virus könnte also in beide Richtungen reisen. Zwar ist das angesichts von derzeit 38 bestätigten Fällen in Guatemala nicht sonderlich wahrscheinlich, aber dort wie in ganz Mittelamerika sind Coronatests knapp. Getestet wird nur bei auftretenden Symptomen.
Die Dunkelziffer, räumte auch Präsident Alejandro Giammattei ein, könne daher höher liegen als die offiziellen Fallzahlen. Die Aussetzung der Abschiebeflüge, so Migrationsexperte Rivera, wäre im beiderseitigen Interesse.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance