Flüchtlingsunterbringung in Berlin: Raus aus den Turnhallen

Bis Weihnachten will die Sozialverwaltung Flüchtlinge aus zehn Turnhallen umsiedeln. In spätestens fünf Monaten sollen die Hallen wieder für Sport zur Verfügung stehen.

Immerhin eine Tür zum Hinter-sich-zumachen: Zimmer in Containerunterkunft in Berlin. Foto: DPA

Am Dienstag hat der Freizug der von Flüchtlingen bewohnten Turnhallen begonnen. Die Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) hatte dies nach der ersten Sitzung des rot-rot-grünen Senats vergangene Woche angekündigt.

Es seien zunächst 62 Personen, darunter acht Kinder unter 12 Jahren, aus einer Turnhalle in der Wollenberger Straße in Hohenschönhausen in ein in derselben Straße fertiggestelltes Containerdorf umgezogen, teilte die Senatsverwaltung für Soziales auf taz-Anfrage mit. Mittwoch wurden dann 69 BewohnerInnen einer Turnhalle in der Darßer Straße in das neue Lichtenberger Tempohome verlegt. Betreiber der Unterkunft ist laut Senatsverwaltung der gemeinnützige Verein „Neo Panterra“, der auch die Notunterkunft in der Turnhalle in der Wollenberger Straße betrieben hat. Bis zu 500 Menschen können in der neuen Container-Unterkunft wohnen.

Bis einschließlich Freitag sollen mindestens sieben weitere Notunterkünfte in Turnhallen geschlossen und die BewohnerInnen umgesiedelt werden. Darunter auch die Flüchtlinge aus der Turnhalle Malmöer Straße in Pankow, die sich kürzlich mit einem Hilferuf an das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) gewandt hatten. Viele der Betroffenen wohnten seit 14 Monaten in Turnhallen, schreibt die Pressestelle der Sozialverwaltung, „in einer Situation, die eine selbständige Lebensweise kaum möglich gemacht hat“. Der Umzug in bessere Unterkünfte soll ihnen „den nächsten Schritt hin zu einer Integration in Berlin ermöglichen“.

Als neue Wohnorte sind außerdem ein ehemaliges Bürogebäude im Charlottenburger Westend und ein ebenfalls fertiggestelltes Tempohome in der Pankower Siverstorpstraße vorgesehen. In Westend können bis zu 450, in Pankow etwa 360 Menschen wohnen. Freigezogen werden sollen bis Freitag noch Turnhallen in Spandau, Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg.

Die neuen Unterkünfte sollen Gemeinschaftsunterkünfte werden, in denen die BewohnerInnen sich selbst mit Essen versorgen können. Nicht in allen wird das zu den anvisierten Umzugsterminen jedoch klappen, weil etwa in der Heerstraße und der Wollenberger Straße noch die Kochherde dafür fehlten, wie das Freiwilligennetzwerk „Berlin hilft“ auf seiner Webseite berichtet. Diese sollten bis Mitte Januar geliefert werden.

Geflüchtete aus so genannten sicheren Herkunftsländern wie Albanien, der Kosovo und Bosnien-Herzegovina haben keinen Anspruch auf Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften. Sie sollen aus den Turnhallen in andere Erstaufnahmen verlegt werden.

Klappen die Umzüge, würden über Weihnachten von derzeit noch 2.800 Geflüchteten noch etwa 1.700 in Turnhallen wohnen. Die neue Sozialsenatorin hatte vergangene Woche gesagt, ihr Ziel sei ein Leerzug der Turnhallen bis Ende des Jahres: „Wir müssen dieses Elend beenden“, so Breitenbach.

Laut der Antwort der Senatsverwaltung für Soziales auf eine Anfrage des FDP-Abgeordneten Stefan Förster vom 9. Dezember sollen die freien Turnhallen jeweils nach drei- bis fünfmonatigen Renovierungsarbeiten wieder für den Sportbetrieb zur Verfügung stehen. Die Kosten für die Renovierungen, die laut SenAIS zwischen 135.000 und 485.000 Euro pro Objekt liegen, wird der Senat übernehmen.

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