piwik no script img

Flüchtlingspolitik in EuropaEU-Parlamentarier für Schengen

Abgeordnete im EU-Parlament fordern ein Ende der Grenzkontrollen. Die Kommissionspläne über ein neues Asylpaket kritisieren sie als unzureichend.

Warten: Migranten am Flughafen in Athen Foto: dpa

Straßburg dpa | Abgeordnete des EU-Parlaments haben ein möglichst rasches Ende der Grenzkontrollen zwischen mehreren Ländern des eigentlich kontrollfreien Schengen-Raumes gefordert. Zugleich betonten sie am Mittwoch in Straßburg die Notwendigkeit sicherer Außengrenzen. Die Pläne der EU-Kommission für ein neues Asylsystem wurden als unzureichend kritisiert.

Dänemark, Deutschland, Österreich, Schweden und Norwegen sollten ihre Grenzkontrollen höchstens weitere sechs Monate aufrechterhalten dürfen, sagte EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos. Die Kommission hoffe, dass es danach keine solchen Kontrollen mehr geben werde. Er warnte vor „den politischen Kosten eines Nicht-Schengen“.

Der konservative EU-Parlamentarier Milan Zver aus Slowenien sagte: „Ich bin überzeugt, dass das Ende des Schengensystems ein Ende Europas sein könnte.“ Nötig seien aber sichere Außengrenzen. Die deutsche Grünen-Abgeordnete Ska Keller forderte, die Grenzkontrollen müssten „sofort aufhören“. Offene Grenzen seien „das Fundament, auf dem Europa ruht“.

Zu den Vorschlägen der EU-Kommission für ein neues Asylsystem sagte die italienische Sozialdemokratin Elly Schlein: „Diese Initiative ist nicht, was wir erhofft hatten. Sie bleibt weit hinter unseren Erwartungen zurück.“ Nötig sei ein besseres Verfahren für die Überprüfung der Asylanträge „in europäischer Verantwortung“. Das bisherige „Dublin“-System, wonach das Land für die Behandlung eines Asylantrags zuständig ist, in dem der Asylsuchende erstmals die EU betritt, sei „tot – und man darf es nicht künstlich verlängern“.

EU-Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans verteidigte die Vorschläge seiner Behörde, die erstmals einen „Fairness-Mechanismus“ vorsehen: Wenn die gemäß „Dublin“ zuständigen Staaten mit der Aufnahme von Flüchtlingen zahlenmäßig überfordert sind, sollen andere EU-Staaten die Menschen aufnehmen. Tun sie das nicht, müssen sie eine Art „Strafe“ in Höhe von 250.000 Euro pro Person zahlen.

Die Fluchtrouten

Das Projekt: Die Europäische Grenzpolitik will Flüchtlinge von Europa fern halten. Aber für fliehende Menschen gibt es oft keinen Weg zurück. Es entstehen neue Routen, andere Wege. In einer interaktiven Onlinegrafik auf taz.de/fluchtrouten zeigen wir, wie politische Entscheidungen die Fluchtrouten in den vergangenen beiden Jahren beeinflusst haben.

Die Christdemokratin Roberta Metsola (Malta) bezeichnete den Korrekturmechanismus als Schritt in die richtige Richtung, bedauerte aber, dass sich Mitgliedstaaten von ihrer Verpflichtung zur Aufnahme von Asylsuchenden „freikaufen“ können.

Unterdessen hat die EU-Kommission vorgeschlagen, auch mit Nigeria ein Abkommen zur Rückübernahme von illegal eingereisten Menschen auszuverhandeln. Damit die Verhandlungen mit Nigeria beginnen können, ist eine Zustimmung der EU-Mitgliedsstaaten nötig. Bislang gibt es Rückübernahmeabkommen mit mehr als einem Dutzend Ländern.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!